Bin ich schuld?
Sommer. . .
Heiße Tage, heiße Nächte, doch mir war kalt, irgendwas fehlte.
Ich war allein jeden Abend, tief in meinen Gedanken verloren, Tränen flossen und ich war immer noch nicht entschlossen.
Von Tag zu Tag mehr Druck. Von Tag zu Tag mehr Fragen. Will ich ihn oder sollte ich ihn verlassen.
Es fiel mir schwer, doch ich dachte es zu beenden wäre für uns beide das Beste. Er liebte mich, doch meine Liebe zu ihm konnte ich nicht mehr spüren. Es fing an, die ganzen Stimmen in meinem Kopf, die mir sagten, dass ich das Falsche getan hätte. Ich war jeden Tag fort, zuhause hatte man mich fast gar nicht mehr gesehen. Gesprochen hatte ich mit niemandem mehr. Ich war Tag und Nacht unterwegs. Ich und meine Kopfhörer hieß es für mich. Meine Musik: das Einzige, was mich ablenken konnte. Plötzlich Daniel, dieser Daniel von dem ich seit Wochen nicht, zu hören bekam. Als ich ihn erblickte, blieb mir der Atem stehen. Das konnte nicht er sein. Habe ich sein Herz so sehr gebrochen? Vom Weiten sah ich, wie ungepflegt er seit unserer Trennung geworden war. Doch als ich näher kam, merkte ich, dass was nicht stimmte. Die großen Pupillen, die Augenringe und der trockene Mund. Ich merkte es direkt, er war unter dem Einfluss von Drogen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Einerseits wollte ich zu ihm, mit ihm sprechen, ihm helfen doch irgendwas in mir sagte mir ich sollte es nicht tun. Immerhin hatte ich noch ein wenig Kontakt zu seinem besten Freund, der mir vielleicht erklären könnte, was mit ihm passiert sei. Ich rief ihn an, Alan der beste Freund von meinem Ex und der damals beste Freund von mir. Er erkläre mir, dass seitdem ich Daniel verlassen hatte, er in seinem Leben nicht mehr weiterkam. Es verging kein Tag, an dem er keinen Alkohol oder Drogen konsumierte. Ich fühlte tief in mir, dass es meine Schuld war ich wusste, dass ich der Grund dafür war. Ich hatte beschlossen mich wieder mit ihm in kontakt zu setzen, ihm zu helfen. Doch meine Hilfe lehnte er, ohne nachzudenken, ab. Ich hörte immer öfter von fremden Personen, dass ich dran schuld wäre, dass er illegale Substanzen konsumierte. Doch plötzlich hörten die Beschuldigungen auf. Daniel wurde nicht mehr erwähnt, bis zu diesem einem Tag. Ich war allein in meinem Zimmer, als ich einen Anruf bekam, der mein Leben für immer zerstörte. Es war Alan, an seiner Stimme erkannte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Er weinte und nannte mir einen Ort und eine Uhrzeit. Ich ging hin und sah ihn, wie er dastand und weinte. Mit zitternden Händen drückte er mir einen Zettel in die Hand. Es war ein Brief, ein Abschiedsbrief von Daniel. In dem stand, dass er mich lieben würde und ohne mich nicht weiter auf dieser Welt leben wollen würde, weshalb er sich das Leben nahm. Ich konnte nicht atmen, ich fühlte mich schwach. Ich brach zusammen. Ich ging nachhause und sperrte mich tagelang ein. Mir wurde klar, dass ich ihn liebte, und dann stand ich da, mit einem Messer in der Hand und fragte mich, ob ich schuld an dem Ganzen war.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX