Der Traum, der zu Wirklichkeit wird
Es war so traurig, dass es sich mit den Menschen nicht unterhalten konnte, dass es eines Tages davonziehen wollte. Es war satt, immer dasselbe zu versuchen und kein Erfolg zu haben. „Der Weg zum Erfolg liegt nicht im Versuchen!“, sagte es vor sich hin. Das Wetter ärgerte sich über seine Worte und es begann zu regnen und zu stürmen, blitzen und donnern.
Das Tor stampfte mit den eisernen Füßen in den starken Boden, indem es mit dem Kopf nach unten gerichtet taumelte. Es war auf die Welt sauer. Sogar auf sich selbst. Das Tor glaubte, es hatte kein Ziel im Leben, da es mit Menschen nicht umgehen konnte. Es achtete auf das geärgerte Wetter nicht. Das Wetter meinte: „Die größte Schwäche liegt im Aufgeben.“ Das Tor aber verstand nichts von seinen Worten. Es hörte nur sein klopfendes Herz. Die Wassertropfen, die aus den grauen Wolken herunterfielen, waren genug, um das Tor verrosten zu lassen. Es platschte auf die nasse Erde und schloss die Augen zu.
Es erinnerte sich an das Vögelchen, Konrad, das Fliegen lernte. Der Vogel wohnte unter dem Dach seines Besitzers und das Tor sah es jeden Morgen versuchen, zu fliegen. Er schaffte es nicht, aber wollte nicht aufgeben.
Eines Tages war das Tor nicht aufmerksam, als die Brüder des Vogels aus dem Nest wegflogen. Konrad wusste, dass sie nicht mehr zurück nach Hause kehren würden. Da er sich einsam fühlte, ringte Konrad sich mit sich selbst und schrie aus ganzem Herzen vor sich hin: „Ich schaffe es, zu fliegen! Tschüss, Mutter. Hallo, liebe Welt!“ Das Tor erblickte den schreienden Vogel und machte große Augen, als es ihn fliegen sah. Er entfernte sich viel von zu Hause. Das Herz des Tores begann stark zu schlagen, als es bemerkte, dass Konrad nicht mehr zurückkehrte.
Glücklicherweise wachte das Tor auf, als es sich vor ein starkes Geräusch erschrak. Ein paar elektrische Kabeln fielen wegen des starken Windes auf das Tor und elektrisierten es. Da die Elektronen durch das Eisen mit dem Tor kommunizieren konnten, erwiderten die Elektronen ihm: „Unsere größte Schwäche liegt im. . .“ Die Worte klangen so gut und schön, dass das Tor die Fortsetzung hören wollte. Es erinnerte sich aber an sie nicht und erwachte.
Der Himmel war hellblau und die flauschigen Wolken schneeweiß. Die Bäume bewegten sich langsam auf den Rhythmus des Liedes des Windes. Die Tür des Hauses ging auf. Das Tor hörte laute Schritte, die sich an ihm näherten. Als der Mann die Schlüssel ins Tor hineinschob, elektrisierte er sich. „Kannst du mich verstehen, lieber Mensch?“, fragte das Tor den erschrockenen Mann. „Ja.“, flüsterte er, indem seine Stimme zitterte. „Viel Spaß in der Arbeit! Bis bald!“, schrie das Tor fröhlich vor sich hin. „Mein größter Fehler war, dass ich aufgab, mit dem Mann in Verbindung zu kommen. . .“
„Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen!“, zwitscherte Konrad munter.
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