Endlosschleife
Ich steige gedankenversunken in den Bus ein, welcher wie immer zu spät an meiner Haltestelle ankommt, mit der Intension in meine Schule zu fahren. Verlegen setze ich mich auf einen freien Platz, verklebt mit Kaugummi und voll beschrieben mit schwarzer Farbe welche die Worte „I LOVE MARKUS“ und „I LOVE SABRINA“ tragen, genau auf der Lehne des Sitzes vor mir. Ich krame Kopfhörer aus meiner chaotischen Tasche und stecke das Kabel an meinem Handy an. Nach etlichen Minuten des Liedtitels entscheide ich mich und schalte mein Handy aus und genieße den Ausblick aus dem Fenster. Der Bus hält an einer Haltestelle an und lässt neue Passagiere einsteigen. Unter anderem ein Junge, der mir so vertraut vorkommt. Es ist der Gang. Nein! Vielleicht der Geruch? Nein es ist vielmehr die Sehnsucht, die in mir strebt. Meine Gedanken und Emotionen widmen sich unterbewusst dem Burschen oder vielmehr das was ich mit ihm assoziiere, nämlich meine Vergangenheit des vorherigen Sommers. Ich richte meine Gedanken an meine früheren Freunde, damalige Angewohnheiten, welche sich nicht mit sich selbst und externen Problemen auseinanderzusetzen beschäftigen, sondern vielmehr dies zu ignorieren und aus dem Weg zu gehen. Ständiges Nachschauen auf dem eigenen Handy: hat er endlich zurückgeschrieben? Er riecht anders oder bilde ich mir das nur ein? Verliert er sich gerade in schlechten Angewohnheiten wieder? Fragen, die niemals beantwortet werden. Endlose Gefühle wie in einem Teufelskreis beschäftigen mich immer wieder. Wenn ich ihn sehe bleibt mein Herz stehen, Tränen steigen in mir auf und ich kann nicht mehr atmen. Furchtbar. So distanziert.
Ich schnappe nach Luft, eine Träne rinnt mir die Wange hinunter, oh, das Lied höre ich gerade sicher schon zum fünften Mal. Als gerade der Refrain von „The night we met“ läuft steht der Junge auf, dreht sich um und sagt: „Es ist wie eine Endlosschleife.“ Dann wendet er sich dem Aussteigen zu und es wird für mich immer ein Mysterium bleiben ob er es wirklich war.
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