Gedankenkontrolle
Verloren in der Finsternis eines endlosen Augenblicks breitet sich die Unruhe aus, nur um sogleich von schrecklichem Entsetzen verdrängt zu werden. Wie ein aufziehender Sturm im Gebirge bricht wildes Chaos über mich herein. Dazu das unablässige, schreiende Flüstern der Angst, welches sich der Kontrolle über Geist und Körper bemächtigt.
Die Dunkelheit, von der ich umgeben bin, findet ihren Ursprung in meinen äußersten Gedanken. Sie wächst und gedeiht, verschlingt alles Licht, bis nichts außer der ewigen Kälte der Leere übrigbleibt. Jeder Schritt in diese Schwärze entfernt mich weiter von der Realität, tief hinein in bange Ungewissheit.
Die Panik umschließt mich wie ein Raubtier und gräbt ihre Krallen unablässig in mein Bewusstsein. Die Lungen brennen vor Schmerz und meine Hände zittern, während ich nach Halt suche und dabei ins Nichts greife. Mein Herz schlägt heiß in meiner Brust, als wäre es bereit, sich vollends aus dem Körper zu reißen. Jeder Atemzug ein Kampf, jeder Gedanke ein aussichtsloser und stummer Schrei nach Erlösung. Wie das Krächzen gefangener Vögel, die in einem Käfig um ihre Freiheit flehen.
Doch es gibt kein Entkommen, kein Ende. Die Welt außerhalb scheint unerreichbar, und doch strecke ich meine Arme gierig nach ihr aus. Kälte und Hitze erfassen im Wechsel meinen Körper. In meinen Ohren dröhnt das brausende Strömen schwellender Wasserfälle. Winzige Tröpfchen bildeten sich auf Stirn und Handflächen. In meinem Mund hingegen, verspüre ich dieses trockene Kratzen, welches mir unmöglich macht, um Hilfe zu rufen.
Plötzlich realisiere ich es. Ich merke, wie sich etwas augenblicklich nach oben kämpft. „Stopp!“ presst da eine Stimme, zunächst leise, aber kraftvoll hervor. Auf der anderen Seite ein promptes Innehalten. Das ist der Moment. Jetzt oder Nie. Ich ergreife meinen letzten Funken Verstand und mein Inneres Selbst brüllt nun. „Es reicht! Ich habe hier die Kontrolle!“
Und dann ist sie da. Stille. Die langersehnte Flaute, in der ein unwirkliches Schweigen meine Welt verstummen lässt. Vorsichtig beginne ich meine Finger zu bewegen, unsicher, ob es vorbei ist. Nichts passiert. Paranoid blicke ich mich um, komme langsam wieder mit der Welt in Kontakt. Alles wie immer.
Doch ich weiß, die Dunkelheit lauert stets in mir, sie kennt kein Ende. Heimtückisch wie ein Wilderer, gewappnet für die Jagd. Doch ich bin es auch.
Wir sehen uns in Stunde Null.
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