GENUG
GENUG
Ich wache auf und liege in meinem Bett. Es ist ein großes Bett, sodass man auch zu zweit drin schlafen kann. Mein Kopf wird von Pölstern in Pastellfarben gepolstert. Meine Decke ist dick und hält mich warm. Sie ist mit Daunenfedern gefüllt. Ich strecke mich und höre die Vögel auf meinem Balkon. Ich überwinde mich aufzustehen und meine Füße in meine Pantoffeln zu stecken. Ich gehe in mein eigenes Bad und schaue in den Spiegel. Meine Augenbrauen sollten wieder einmal gezupft werden. Ich gehe in die Dusche und wasche meine Haare mit meinem Lieblingsshampoo. Es ist schon fast leer. Als ich fertig bin wickele ich meine Haare in ein Handtuch, wie einen Turban und putze mir die Zähne. Ich gehe wieder in mein Zimmer und ziehe mich an. Ich entscheide mich für einen Rock mit einem Oberteil, das ich nicht besonders mag. Ich gehe ins Wohnzimmer wo meine Mutter mir schon Frühstück gerichtet hat. Frischgepresster Orangensaft mit einem leider nicht mehr warmen Croissant und selbstgemachter Marmelade. Dazu trinke ich noch einen Cappuccino der gerade aus der Kaffeemaschine läuft und die Milch daneben geschäumt wird. Es ist 7 Uhr und mein Vater schaltet das Radio ein um die Nachrichten zu hören. Ich höre nicht wirklich zu aber dann bekomme ich doch mit, dass wieder etliche Flüchtlinge aus Syrien ums Leben gekommen sind. Da bekomme ich eine Nachricht von Anna, meiner besten Freundin, dass sie schon vor meiner Tür steht um mich für die Schule abzuholen. Sie ist viel zu früh dran. Ich trinke den zu starken Kaffee aus und hole meine Handtasche aus meinem Zimmer, schnappe mir die Kopfhörer und schlüpfe in die Schuhe. Ich gebe meinen Eltern einen Abschiedskuss und schließe die Tür hinter mir. Da steht Anna die ich mit einer Umarmung begrüße. Wir gehen Richtung Straßenbahnstation. Am Weg gehen wir an einer Gruppe von Menschen vorbei die Schilder in die Luft halten. Ich bleibe stehen lese „Tausende Kinder verhungern in Afrika, und wir schlagen uns die Bäuche voll“. Anna bemerkt die Schilder gar nicht. Wir verpassen die gerade eingefahrene Straßenbahn und müssen 3 Minuten auf die nächste warten. Anna schimpft leise.
In der ersten Stunde haben wir Geografie. Wir reden über die Kriegssituation in der Türkei. Ich sitze da und höre den Meinungen meiner Mitschülern zu und mir wird klar:
Ich habe genug! Mir geht es mehr als bestens. Meine Probleme sind keine Probleme! Ich habe genug von dieser Unzufriedenheit. Ich habe genug!
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX