ich.
Fingerkuppen, kalt und feucht, streichen
Staub beiseite, Staub davon - manchmal eine Träne
Fingerkuppen, kalt und feucht, ziehen
Weste enger, und die Weste dann doch aus, eine Decke bis ans Kinn
Fingerkuppen, kalt und feucht, tasten, trommeln, tippen
Ich sehe zu
Und auch der Schmerz folgt mit den Augen (tut es lächelnd)
Sie lenken ab - und er weiß übermächtig, sehr erhaben: Sie tun es ohne jeglichen Erfolg
Denn dort, auf Haut, auf Schweiß - da sitzt er, hockt der Schmerz; das seit Tagen
Es tut endlos weh
Dort, wo die Kuppen enden,
sie endend nie auf andere treffen
Wo meine Hände greifen, immer nur ins Leer hinein
Wo meine Stimme flüstert, nie den Weg in Ohren findet
Wo mein Blick suchend auf keinen zweiten stößt
Es tut endlos weh
Nimm die Scherben, nimm sie alle in den Mund zurück, und wenn sie alles dort zerschneiden, sich die Zunge blutig stößt,
So bleibt eines doch verboten: der rote Tropfen, der davon erzählt
- bleibt es doch bei einer Regel: Über Einsamkeit spricht man nicht
„Wie geht es dir? Was machste heute? Haben uns lange nicht gesehen. Wie wär’s ´nn heute Abend?“
Ich gebe mich erwachsen, routiniert
Setze auf ungeschminkte Freude eine Maske Pokerface
„Ja, da hab ich Zeit, das müsste passen.“
Klopfen, ´komm herein´, Glas in Hand, diese Wärme, ich ein Teil vom Ganzen
Das Leben plötzlich Billard: Wo eine Kugel rollt, da rollt sie nie alleine
Doch die Postmoderne macht Gesetze: Zu jedem Billardspiel gehört ein Ende
Und so schlagen nochmal Herzen, durch ein wenig Haut, ein wenig Stoff getrennt,
So teilen nochmal Lungen brüderlich die Luft des Abends,
Fühlt sich alles nochmal richtig an
Dann schiebt sich die Tür in diesen Tanz der Herzen schwer hinein
Und ich stehe da, gehe dann - treu ergeben diesen Regeln
Fingerkuppen, ich hebe sie - es klebt Feenstaub
Es geht weiter - ohne mich
Das Paar da drinnen, das lebt weiter - braucht mich nicht
Ich schiebe sie, diese Sätze, allesamt davon
Denn ich habe Feenstaub
Und in meiner leeren Wohnung
- fällt er golden in die Stille
Aber wie kalt der Schmerz mit seiner Zunge leckt
- und mir ein Loch ins Herz hinein
Wie die Schatten später kleben
Sich um isolierte Glieder schlingen
Und meine Fingerkuppen fahren - kalt und feucht jetzt wieder - diese Spuren nach
Duschwanne,
unter Zehen,
unter Knien,
unter Stirn,
Ich setze all das: unter Wasser
Sehe ausgedrückte Zigaretten, leere Flaschen
Höre Lieder, ihren Bass, dazu das Lachen, diese Worte
Schmecke Glück
Rieche Sterne
Fühle Haut und ihre Wärme
Der Abfluss gurgelt pausenlos damit
Alles greift aus ihm heraus,
Schmiert sich tiefschwarz klebrig mir auf bleiche Haut
Wie weh das tut
Es kratzt krallentief in jede Schicht hinein
Bademantel um das Beben nackter Schultern
Ich atme mich weiß an den Spiegel
Kann nicht mehr
Und ich wage nicht, es auszusprechen
Jedes Flüstern hört der Schmerz, jedes Flüstern frisst er auf
- an meinen Wünschen nährt er sich
Ich wage nicht, es auszusprechen, wonach alles, alles da in mir verlangt
Schreiben geht vielleicht
Mit den Fingerkuppen, kalt und feucht
Aufs Spiegelglas:
EINMAL BLEIBEN OHNE ENDE
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