20023 - Das Erbe der Menschheit
Wir schreiben das Jahr 20023. Lange schon ist die Apokalypse her. Menschen hausen in kleinen Kolonien, gebaut auf den Ruinen unserer Häuser und Fabriken. Doch die unstillbare Neugier ist dem Menschen geblieben. Erst vor kurzem stieß man auf ein gewaltiges Eisentor, das scheinbar tief ins Erdreich hinabführt. Das Geheimnis jedoch bleibt im Dunkel verborgen, denn noch hat niemand sich hinabgewagt.
Still zum großen Tor
Mit leisem Schritt,
Dann ein lauter Tritt
Und mit tosendem Krachen fällt das morsche Tor.
Jemand zieht die Lampe hervor.
Drei Jugendliche müssen hier ihren Mut beweisen.
Am Himmel kreisen
Sieben schwarze Raben.
Unlesbare Buchstaben am Tor
und ein dreieckiges Schild.
Gelb quillt über den Grund.
Darüber schwarze Strahlen. Drei.
Die Jungen gehen einfach vorbei.
Schon die alten Ägypter haben mit Flüchen ihre Schätze geschützt.
Aber was hat es ihnen genutzt?
Und wer schützt eigentlich die Jungen?
Denn das ist kein Tempel, keine Pyramide, kein Bergwerk, nein,
Tiefer und tiefer dringen sie ein.
Vorne geht der Anführer voran,
Verkündet stolz Ruhm, Schatz und Macht.
Der Mittlere lacht.
Dem Kleinen hinten hingegen ist angst und bange.
Schillernde Schweißtropfen tropfen von seiner Wange.
Zeitgleich hält der angesehene Professor einen Vortrag vor der Gemeinschaft:
„Ich habe gekämpft, gewühlt, gesucht, geschunden.
Jetzt habe ich des Eisentors Geheimnis gefunden.“
Ein Raunen geht durch die Meute.
„Vor Äonen konnten Leute
Über die dunklen Mächte gebieten.
Schossen Kugeln mit unglaublichen Gewalten,
Die dann aufeinander prallten und dabei auseinander knallten.
Konnten die Gewalten in riesigen Bunkern kontrollieren
Und nutzbare Energie extrahieren.
Doch wer die Büchse der Pandora öffnet,
Kann sie nicht mehr schließen.
Und so wird der Müll ewig tödlich von sich schießen.“
Der Kleine denkt an die Fallen.
Der falsche Gedanke.
Der falsche Schritt.
Worauf Fließen im Boden einsinken.
Plötzlich blinken blaue Blitze,
Aus jeder Ritze schießt lauter Hall,
Der polternd durch die Hallen schallt.
Ein Alarm, wie ein Grollen, wie ein Hammern,
Jungen laufen, flehen, schreien, jammern.
Einer stolpert. Fällt.
Shit! Und reißt einen Hebel mit.
Und dann ist es still.
Nur die Lampe macht noch ein leises Klackern.
Gibt von sich ein letztes Flackern.
Und dann ist es dunkel.
Nur unter einem letzten morschen Tor
Dringt gefährlich grünes Gefunkel hervor.
Bitte, Jungs, ihr müsst weg von hier!
Doch die sind blind vor Gier.
Glauben das Grün wäre ein Smaragd.
Werden sich beweisen.
Werden die Ketten zerreißen.
Werden das Tor stemmen.
Nichts kann sie mehr hemmen.
Die Geschichte wäre ja noch länger geschrieben.
Doch mir blieben am Ende
Zu wenig Zeichen für die entscheidende Wende.
Und so liegt das Schicksal der Jungen nun einzig in unseren Händen.
Soll ihre Geschichte jetzt wirklich verstrahlt enden?
Qualvoll sterben?
Soll das wirklich das Einzige sein, was wir der Zukunft vererben?
Denn selbst wenn Menschen längst vergangen sind
Und Natur wieder ihren Platz einnimmt
Und längst wieder Blumen blühen,
Wird es noch grün im Erdreich glühen.
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