( K) EIN ENDE
Das Ende. Es gibt viele unterschiedliche Arten von einem Ende. Ein Ende kann sehr weit oben liegen wie bei einem Wolkenkratzer, tief unten liegen wie bei einem Meeresgraben, es kann auch weit an der Seite liegen wie bei einer Laufbahn. Das Ende kann eigentlich überall liegen. Es gibt auch ein Ende, dass wir nur in unserem Kopf fühlen. Wie zum Beispiel das Ende eines Traums oder einer Kopfrechnung. Ein gewisses Ende kommt also fast überall vor. Manchmal ist es sicher das es ein Ende gibt, manchmal auch nicht. Dann ist es so, dass es KEIN ENDE gibt. Wenn es kein Ende gibt, geht etwas unendlich lang. Und genau diese Lektion begleitete Luis ein Leben lang.
An einem regnerischen Morgen irgendwann im Mai, fuhr Luis mit dem Bus in seine Schule. Es sollte eigentlich ein ganz normaler Tag für in werden. Der Tag fing schon damit schlecht an, dass sein Bus Verspätung hatte, dass er zu spät zur ersten Stunde kam. Als Luis die Klassentüre aufmachte saßen seine ganzen Klassenkameraden in einem Kreis. In der Mitte des Kreises saßen Jakob und Niklas. Seine beiden einzigen und allerbesten Freunde. Er kannte die beiden bereits seit Zehn Jahren und verbrachte keinen Tag mehr ohne sie. Doch Luis fragte, warum alle so ein trauriges Gesicht zogen. Daraufhin antwortete die Lehrerin, dass die beiden in eine andere Schule wechseln werden, weil sie umziehen. Doch sie ziehen nicht in eine andere Straße, nicht in ein anderes Dorf. Nein, auch nicht in eines der Nachbarländer. Sie ziehen auf einen andern Kontinent, nämlich nach Australien. Da brach für Luis die Welt zusammen. Ohne seine beiden besten Freunde, war Luis verloren. Er hatte gewalttätige Eltern, weshalb Luis die meiste Zeit seines Lebens bei ihnen verbrachte. Die beiden waren sozusagen, seine einzige Familie. Jakob und Niklas wollten es ihm noch nicht früher sagen, weil sie wussten, wie sehr es Luis weh tat. Es gab auch keine Möglichkeiten für ihn mitzukommen. Luis war Diabetiker und in einem anderen Land, außerhalb von Europa gab es nicht die nötigen Ärzte, die bei einem Notfall wüssten was zu tun wäre. Außerdem würden es ihm seine Eltern sowieso nicht erlauben. Dann ging alles ganz schnell und innerhalb von zwei Wochen waren sie weg.
Dann kamen sie. Die Gedanken an sie, die nicht aufhörten. Sie gingen über Stunden, über Wochen, über Monate, über Jahre. Sie hatten KEIN ENDE. Er fragte sich ob er sie je wiedersehen würde. Ob er je wieder ein normales Leben wie früher Leben konnte. In der Schule lief es nebenbei auch noch richtig schlecht und er musste sie sogar abrechen. Luis hatte einfach niemanden mehr, der für ihn da war. Er musste seine Gedanken, die KEIN ENDE hatten, selber in den Griff bekommen. Ohne irgendeine Unterstützung.
Es gibt eine Sache, die dem mittlerweile ausgewachsenen Mann half, den richtigen Weg zu finden. Die Zeit. Luis wurde mit der Zeit immer älter, reifer und erfahrener. Er lernte mit der Zeit neue Leute kennen, mit denen er seinen negativen Gedanken doch noch EIN ENDE setzten konnte.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX