Kein Ende, immer im Kopf
Ich saß in meinem Zimmer und wartete auf sie. Sie hätte schon seit einiger Zeit kommen sollen, doch egal wie oft ich ihr schrieb, sie antwortete nicht. Es läutete an der Türe und ich rannte so schnell ich konnte. Als ich sie öffnete, stand sie vor mir. „Sorry, ich habe vergessen dir zu schreiben“, sagte sie in einem traurigen Ton. Ich konnte ihr nicht böse sein, wenn sie in dem Ton redete. Also zog ich mir möglichst schnell die Schuhe an und wir gingen los. Ich kannte sie noch nicht lange, erst seit wenigen Wochen. Doch sie war in dem Moment meine beste Freundin. Ich hatte sie trotz der kurzen Zeit an die erste Stelle gestellt. Sie war mir wichtiger als ich mir selbst. Dadurch, dass wir uns so nahestanden, wussten wir alles übereinander. Sie hatte mir anvertraut, dass sie unter schweren Depressionen litt, ihr Vater sie schlug und sie sich selbst verletzte. Für mich machte das keinen Unterschied, sie war meine Nummer eins.
Wir machten jeden Tag etwas zusammen. Das erste Mal sah ich sie vor einigen Jahren. Sie ging in dieselbe Klasse wie meine Cousine. Doch damals war sie mir gar nicht aufgefallen. Erst als ihre Klasse auf Abschlussfahrt fuhr und mir meine Cousine meinem besten Freund und mir Bilder von allem schickte. Meinem besten Freund Anton war Lara, meine beste Freundin, direkt aufgefallen und fragte nach ihrer Nummer, die er mir weitergab. Lara verliebte sich sehr schnell in ihn. Nach kürzester Zeit und nach nur wenigen Treffen kamen die beiden zusammen. Mir kam das ganze recht merkwürdig vor. In dem ersten Monat ihrer Beziehung hatten sie sich nur wenige Male getroffen. Danach gar nicht mehr. Obwohl sie nur wenige Straßenbahn Stationen voneinander entfernt wohnten, führten sie eine Fernbeziehung.
Sie begannen sich immer häufiger zu streiten. Ohne etwas damit zu tun zu haben, zogen sie mich in ihre Streitigkeiten mit hinein. Nach nicht einmal 2 Monaten keinen Kontakt, machte Anton Schluss. Lara fiel daraufhin in ein tiefes Loch. Ich gab alles, um sie wieder herauszuziehen, doch sie wollte sich nicht helfen lassen. Ich gab ihr jede Sekunde meiner Zeit, doch sie schätzte es nicht wirklich wert. Anstatt mir dankbar zu sein, gab sie mir die Schuld für alles.
Es wurde mir alles zu viel und ich beschloss, ihr nicht mehr hinterher zu laufen. Wenn sie mich braucht, kann sie mir ja immer schreiben und ich wäre der letzte Mensch gewesen, der sie im Stich gelassen hätte. Innerhalb einer Woche hatte ich mich fast vollkommen von der Außenwelt zurückgezogen. Ich sorgte mich mehr um mich selbst und beschloss, mich nicht mehr auf den zweiten Platz drängen zu lassen.
Von einer anderen guten Freundin, die auch Kontakt mit Lara hatte, hörte ich, wie oft sich Lara doch über mich beschwerte und sie schrieb, dass ich sie doch gar nicht mehr brauche. Mir war Lara immer noch wichtig, weshalb ich beschloss ihr zu schreiben, obwohl sie sich kein einziges Mal nach mir erkundigt hatte.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX