Kein Ende in Sicht
Es ist schon fast 18 Uhr. Ich bin fast fertig mit dem Nachmittagsunterricht. Ich gehe aus dem Physiksaal in den Gang zu meinem letzten Fach. Chemie. Verdammt. Das Chemiebuch. Wo ist es? Vermutlich noch in der Klasse. Es sind noch zwei Minuten bis zur Stunde, ich geh es noch schnell holen. Es ist wirklich schon zu spät heute. Draußen ist auch kein Licht mehr. Wann hat der Schulwart endlich vor, die flackernde Lampe am Gang auszutauschen, das Licht ist ja fast wie in einem Horrorfilm und es ist auch noch so stickig in der Schule. Egal, bald bin ich draußen, da ist es schön kühl und die Winterluft ist auch angenehm. Das Chemiebuch! Wo ist es? Auf meinem Tisch liegt es nicht. Vielleicht in meinem Fach? Ohh…meine Knie! Ich muss mich schon wieder ganz nach unten bücken, das ist sicher das tausendste Mal heute. Was ist jetzt passiert? Stromausfall? Ich sehe in der Dunkelheit nicht einmal meine eigenen Hände. . . Chemiebuch. Das sollte es sein. Immer noch kein Licht und auch am Gang ist nichts zu sehen. Wie spät ist es? Der Chemieunterricht. Verdammt! Die Stunde hat sicher schon begonnen und ich muss noch auf die andere Seite der Schule. Wie finde ich jetzt ohne Licht dort hin? Es ist stockfinster. . . langsam…. ich orientiere mich einfach an der Wand. Die erste Möglichkeit links. Ah, ein Lichtschalter. Vielleicht geht das Licht wieder an. Nein. Dann muss ich wohl so weiterkommen. . . Was machen wir heute in Chemie? Was haben wir letztes Mal gemacht? Ich glaube wir haben Kerzenflammen gefärbt. Ja genau. Diese Woche kommen noch Rot und Grün dran. . . Wo ist denn jetzt dieser Chemiesaal? Das gibt es doch nicht. Ich gehe jetzt schon seit fünf Minuten an dieser Wand entlang. Der Physiksaal ist auf der rechten Seite des Ganges und kurz davor ist ein großes Loch in der Wand. Wenn ich dort, bin sollte ich nur noch einmal ums Eck gehen müssen zum Chemiesaal. Es ist echt stickig hier. Es stinkt richtig. Was ist das für ein furchtbarer Geruch. Der kommt sicher vom Chemiesaal, das letzte Mal hat es auch so gestunken. Egal, einfach weiter gehen. . . Wo bin ich? Das Schulhaus ist nicht einmal so groß. Und von diesem Gestank wird mir schwindlig. Ich muss mich an der Wand anhalten. Mein Kopf dreht sich. Es geht wieder. Ich muss weitergehen. Zu spät bin ich sowieso schon. Dieser Gang ist ja fasst endlos. Das Loch in der Wand! Jetzt nur noch links ums Eck. Keine Wand mehr an der ich mich festhalten kann. . . Nein! Vor meinen Augen wird alles schwarz. Ich torkle ein paar Schritte. Es ist so dunkel. Hilfe! Ich bekomme langsam Panik. Der Schwindel hört nicht auf. Meine Knie geben nach. Ich spüre den Boden an meinem Rücken. Verdammt wo bin ich? Wieso hat der Schwindel kein Ende?
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