Leben?
„Mama, ich möchte nicht mehr leben.“
Ein Satz, der wohl jeder Mutter die Kehle zuschnürt.
Was, wenn sich das eigene Kind entschließt zu sterben? Beschließt, in keinem aussichtslosen Kampf mehr zu kämpfen. Was, wenn sich das kleine, perfekte Lebewesen entschließt, ihn, den Albtraum aller Menschen gewinnen zu lassen? Was, wenn er dann wirklich siegt, der Krebs?
Nicht im Albtraum hätte ich gedacht , dass ich , die Einserschülerin, die Klassenbeste, die allseits Beliebte, einmal vor solch einer großen, unbeantwortbaren Frage stehen würde. Vor der Frage, wie ich meiner Mutter beibringen soll, dass ich nicht mehr kämpfen möchte. Wie soll ich ihr sagen, dass er, der Krebs, zu stark für mich ist?
Alle sagen immer, dass ich ihn besiegen könne. Dass ich stärker sei als er. Doch das stimmt nicht. Ich bin schwach. Ich möchte nicht mehr kämpfen. Ich möchte einfach nur zur Ruhe kommen und das berühmte Licht am Ende des Tunnels sehen. Ich möchte meiner Mutter nicht wehtun, doch damit tue ich mir selbst weh. Unglaublich weh.
Mir geht es immer schlechter. Ich bin verzweifelt. Mutlos. Ich will nicht mehr kämpfen. Nur mehr schlafen. Schmerzen. Chemo. Schlafen. Chemo wird abgesetzt. Die Ärzte sagen ich hätte nur noch wenige Tage. Mama ist verzweifelt. Ich bin froh. Nicht mehr kämpfen. Nur schlafen. Schmerzen. Schlafen. Tief schlafen.
Und dann, dann sehe ich es. Das Licht. Es ist unbeschreiblich schön. Einfach wunderbar. Ich spüre keine Schmerzen mehr. Ich bin glücklich und frei. Wie in meinen schönsten Träumen.
Das ist kein Traum. Das ist meine Realität. Eine perfekte Realität. Ich fühle mich wohl. Ich fühle mich frei von allen Problemen.
Plötzlich sehe ich Mama. Sie ist am Boden zerstört. Sie weint unendlich viele Tränen.
„Mama, alles ist gut! Ich wollte sterben!“, sage ich ihr.
Doch nun hört sie mich nicht mehr.
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