Leuchtend Pink in der braunen Masse
Manchen Menschen kann man es einfach nicht recht machen. Schwierig ist es, wenn diese Personen deine Familie sind. Ich will ihnen gerecht werden, das will ich wirklich. Ich möchte, dass sie stolz darauf sein können mich als Tochter zu haben und mich nicht nur als Klotz am Bein ansehen, als Schandfleck.
Denn seien wir mal ehrlich, Schandflecken haben sie genauso wie ich.
Ich lerne für die Schule, bin fleißig - meistens jedenfalls. Den Sinn zur Perfektion habe ich von Mama geerbt, und darauf ist sie stolz. Ich ebenfalls, sie bedeutet mir wirklich viel.
Aber auch, wenn sie es mir alle nicht direkt zeigen, wenn ich es immer nur ein paar Sekunden lang in ihren Augen lesen kann, so weiß ich es insgeheim: sie wünschten, ich wäre doch nur ein kleines bisschen vernünftiger.
Sie wünschten, ich hätte ein klares Ziel für meine Zukunft vor Augen. Ja, mit meiner Zukunft enttäusche ich sie. Ich habe nun einmal keinen Plan für meine Zukunft. Ich weiß auch nicht, wo ich in zwei Jahren oder gar länger stehen werde. Ich bin nicht wie meine Freundinnen, die schon jahrelang wissen, dass sie Anwältin oder Finanzberaterin werden wollen. Ich verstehe nicht einmal, wie ich mit ihnen klar komme, wo wir uns doch so sehr unterscheiden. Sie verstehen mich genauso wenig wie alle anderen.
Dabei ignoriert jeder, dass auch ich seit Kindheitstagen eine Leidenschaft im Herzen trage: das Schreiben.
Sie ignorieren, wie ich schon mit sechs Jahren seitenweise in meine Schulhefte geschrieben habe, damals noch über die Abenteuer irgendwelcher Reiterinnen. Heute über ernstere, viel dunklere Themen. Doch das Schreiben ist mir geblieben. Auch, wenn sie es als »nichtsbringenden Zeitvertreib« ansehen.
Ich werde es ihnen schon beweisen. Vielleicht dauert es ein wenig, und vielleicht habe ich dafür keinen konkreten Plan wie ein bestimmtes Studium, aber das Wichtigste dafür tue ich schon: nämlich schreiben, so viel es geht.
Aber es ist ja nicht nur meine ungewisse Zukunft, die ja nur zum Scheitern verurteilt sein kann.
Ich bin es.
Sie wünschten, ich würde mir die Haare nicht leuchtend pink färben. Lieber soll ich in der Masse zwischen verschiedenen Brauntönen untergehen. Sie wünschten, ich würde auch mal andere Farben als schwarz tragen, und bitte Klamotten, die nicht aussehen als hätte ich sie gerade aus dem Altkleider gestohlen. Sie wünschten, ich wäre normaler, mehr wie die anderen. Keine Träumerin, keine Visionärin. Ich solle doch aufhören so rebellisch zu sein, so Ich selbst.
Ich glaube das Schlimmste, in dem ich ihnen wohl nie genug sein werde, ist meine generelle Persönlichkeit. Ich teile viele Eigenschaften mit ihnen, ja. Aber ich bin noch immer Ich selbst, und das wird mir niemand nehmen. Auch, wenn ich sie dadurch vielleicht enttäusche.
Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.
Denn so wie ich bin, bin ich mir selbst genug.
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