Mein Spiel
Ich taste vorsichtig nach der Tür. Verzierungen sind vom Holz abgehoben. Dahinter stimmt das Orchester ein. Immer weniger Instrumente sind zu hören. Ich befestige den Griff um den Geigenhals und den Bogen in meiner linken Hand. Das vertraute Gefühl nach vier Saiten.
Eine letzte Oboe stimmt ein. Ich drücke die Türklinke und trete hinein in den Saal. Neunzehn Schritte gibt es von der Tür bis du den Treppen zur Bühne hinauf. Ich höre das Publikum links von mir. Sie applaudieren. Das Klatschen wird mehr. Ein Crescendo. Noch elf Schritte. Ich habe das gestern geübt. Ich höre das Klatschen, das nacheinander kommt, nicht unisono, sondern wie ein Kanon. Noch fünf Schritte. Gestern habe ich das geübt. Heute Morgen auch. Gleich bin ich da. Ich steige die erste Treppe hinauf. Die zweite. Die dritte. Es gibt drei Treppen. Auf dem Teppich auf der Bühne sind meine Schritte dumpf. Ich bleibe stehen. Das Klatschen wird weniger. Decrescendo. Der Dirigent schüttelt meine Hand. „Der Saal ist voll“, höre ich ihn leise in mein Ohr sagen. Ich befestige meine Brille. Das Orchester spielt die Einführung. Ich richte meine Geige auf.
Ich spiele im vollen Saal.
Das hat mir der Dirigent gesagt.
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