Nicht gut genug
Hallo mein Name ist Mellissa, ich bin 16 Jahre alt und komme aus Wien.
Meine Freunde und Familie habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Es ist nämlich so, dass ich von zu Hause weggelaufen bin. Aber dazu später. Vor ein paar Wochen bin ich wie jeden Tag von der Schule nach Hause gekommen. An dem Tag war ich in Gedanken über meine Vergangenheit. Ich hatte schon seit ich klein bin das Gefühl als würde ich nicht in diese Familie passen. Ich holte das Bilderalbum mit den Babyfotos von mir aus dem Kasten und sah sie mir an. Bei einer Seite blieb ich stehen, da war ein Bild von meinen Eltern und mir, wo ich schon älter war und wir im Urlaub waren. An das konnte ich mich noch genau erinnern, weil das einer der wenigen Momente war, wo ich mich richtig wohl gefühlt habe. Unter dem Bild war mein Spitalband, das ich nach meiner Geburt im Krankenhaus getragen habe. Was mir das erste Mal aufgefallen ist war, dass auf dem Band ein anderer Familienname stand und dann noch ein Wort, nämlich ‚Findelkind’. Ich kannte diesen Begriff nicht, also hab ich nachgeschaut und herausgefunden, dass ich adoptiert bin. Das hatte mich total geschockt, ich konnte nicht mehr klar denken ich war einfach nur fertig mit meinen Nerven, ich hatte wirklich genug. An diesem Tag packte ich noch meine Sachen in meinen Koffer, nahm meinen Pass und nahm mein komplettes Geld. Als das geschafft war rief ich meine ‚Mutter’ an und fragte sie ob das stimmt und sie sagte ja. Ich wollte mehr über meine echten Eltern erfahren aber das einzige was sie sagte war, dass meine echte Mutter aus Ungarn und mein echter Vater aus der Türkei kamen. Danach bin ich mit dem Bus raus aus Österreich gefahren bis nach Ungarn um dort mit der Suche nach meinen wahren Eltern zu beginnen. Ich lies alle Nummern von meinen Freunden und meiner Familie sperren, damit sie mich nicht erreichen konnten. Nach paar Wochen habe ich aber immer noch nichts gefunden und nun sitze ich hier auf einer Parkbank. Meinen Koffer habe ich in einer Pension wo sie keinen Namen zum einchecken brauchten, damit mich niemand findet falls mich jemand sucht. Und denke einfach nur nach. Es kam alles wieder von dem Tag hoch und ich begann zu weinen, es wurde immer schlimmer und dann kam der Moment wo ich wirklich endgültig genug hatte. Ich hatte genug andauernd zu weinen, hatte genug so alleine zu sein, aber zurück wollte ich nicht, ich hatte genug nach meinen echten Eltern zu suchen und ich hatte genug vom Leben.
Ich kam nicht mehr klar und lief in einen Drogeriemarkt und kaufte eine Rasierklinge. Danach ging ich in einen Wald, der nahe der Stadt war und krempelte meinen linken Ärmel auf. Ich holte die Klinge raus, hielt sie an meine Pulsader, drückte zu. Ich fiel zu Boden, weinte ein letztes Mal. Meine letzten Gedanken waren ‚‚Endlich bin ich frei von dieser Welt’’ bis schließlich alles schwarz wurde und ich für immer einschlief.
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