separari
Einst hörte ich ein Gedicht, in dem der Mond die Sonne liebte, doch könnten sie niemals zusammen sein, weil anderenfalls der Rest der Welt zerfallen und in Dunkelheit versinken würde. Ich dachte an uns.
Zwei Hälften, getrennt durch Erwartungen.
Niemand weiß über uns. Manchmal glaube ich, nicht einmal du willst es einsehen, weil die Krater, die uns teilen zu tief sind. Meine Freunde behaupten, deine Freunde wären Lügner und deine sagen, dass meine Betrüger sind. Dabei kennen sie einander kaum. Sie wollen, dass wir zu ihnen halten und mit Ihnen um Macht oder Geld kämpfen, aber welche Seite ist die richtige? Wessen Wünsche soll ich mich bemühen zu erfüllen, wenn mein Wunsch ein ganz anderer ist?
Zwei Hälften, getrennt durch Vorurteile
Ich liebe das Meer, du liebst das Land. Sie macht uns verschieden, aber sie definiert uns. Die Identität, die wir haben wollen, nach der wir streben, die sich oft so sehr unterscheidet, dass sie in anderen Hass und Abneigung hervorruft. Ich finde Frieden darin, nicht sein zu wollen wie die Erfolgreichsten oder Schönsten von uns, mir genügt meine Freiheit. Ich überlege, ob ich an deiner Seite genau so frei wäre oder ob wir uns lediglich gegenseitig einsperren würden.
Zwei Hälften, getrennt durch sich selbst.
Möglicherweise sind wir manchmal so fokussiert auf uns, dass wir vergessen aufzusehen und fast nicht mehr aus dem Meer unserer Probleme auftauchen. Eine Fülle an neuen Informationen erreicht uns. Wir versuchen, den Alltag zu überwinden, aber fühlen uns, als würden wir scheitern. Alles wirkt zunehmend grauer und leerer und um Hilfe zu bitten, das fühlt sich wie ein Eingeständnis von Versagen an. Sag mir, was auf dir lastet, erzähl mir davon, weine in meinen Armen. Nichts, nur Distanz.
Ist es das Schicksal, das wir teilen? Zu wissen, was sein könnte, es aber nie zu bekommen? Ich spüre den Teil von mir, den du mir schenktest, als du mich ansahst, das erste Mal, als wir uns trafen. Der Glanz des Mondes dürfte bei Tagesanbruch niemals die Strahlen der Sonne berühren, so wie meine Hand niemals im Vorbeigehen die deine streifen könnte, nicht einmal für einen kurzen Moment. Ich sehe in deine Augen und sie spiegeln deine Seele, die Seele, von der ich weiß, dass sie genau so empfindet wie meine. Es wäre mir alles wert.
Wären wir Sonne und Mond, würde die Welt zerfallen und in Dunkelheit versinken.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX