über blutwellen und uns
Ich habe genug von dir. Von alle dem, von all dem Schmerz, der sich wie ein Messer in meine blasse Haut bohrt. Es lässt dich stark wirken wenn das Blut aus meiner Kehle rinnt und die gemauserten Fließen übersät werden mit roten Flecken. Du fühlst dich mächtig und es erscheint dir nicht als abstrakt, dich an diesem Anblick zu ergötzen. Doch das ist es, es ist anormal und wird als ekelhaft tituliert. Aber wenn wir doch beide Spaß daran haben, mir Leid zuzufügen, wo ist dann der Fehler? Menschen dürfen doch sie selbst sein, warum bin ich dann nicht genug für dich? Verdammt, ich glaube dir nicht wenn du sagst, dass du bereust, wenn du wieder einmal da sitzt, deinen Wein trinkst als wäre es nicht erst mittags, immer mehr in Gedanken versinkst, bis du das Glas mit deinen Händen zerteilst und dein Blut sich mit dem Alkohol vermengt, während tausend Scherben dessen durch die Luft fliegen und sich in der Atmosphäre mit Tränen paaren. Ich verkrafte es nicht länger dich zu sehen, denn deine Augen glühen nicht mehr, sie brennen und deine Lippen flüstern nicht mehr, sie schreien. Doch Abstand, den bekomme ich nicht, denn ich werde täglich gefragt wie ich dich beschreiben würde. Dann fällt mir nichts ein. Es ist kein "du" und "ich" es gleicht eher einem "wir". Wie beschreibe ich "wir"? Es ist komplex, die Dinge die mir durch den Geist schießen sind banal. Ich erinnere mich an eine Nacht, wir blickten auf das erleuchtete Wien, ich am Klavier. Ich konnte es nie gut spielen, doch ich hatte genug Kenntnisse um dich glücklich zu stimmen. Das Kichern von dir war einmalig, du nackt in den Daunen. Du fragtest: „Bist du auch so verliebt?“ und ich war wie ein Stein der ins Meer fliegt, frei für den Moment. Das ist ein skurriler Vergleich, ich weiß, doch diese Vorstellung lässt mich frohlocken. Jedoch war das nur die positive Seite, die andere lässt mich ächzen, weil ich dich vor mir sehe, wie du weinst, in Gedanken an uns. Immer habe ich mir eingeredet, wir wären kaputt, würden uns heilen, doch ich musste lernen, dass kaputte Sachen nie wieder heile werden. Du bist zu einem notorischen Lügner mutiert, du bist krank. Und das ist nicht genug für uns, um uns aneinander zu ketten. Dein Kissen roch immer nach Frühlingsblumenbrise, rein und frisch, nun sehe ich darin nur noch diesen Stoff, mit den schönen, nie wahr werdenden Träumen, ich sehe die Momente, in denen wir es gegen die Wand katapultierten. Wenn ich dich dann am Ende des Tages doch noch aus den Wellen meines Blutes gezogen habe, deine Konturen mit den Fingern, wenn das Licht auf deine sanften Wangen fällt, nachfahre, dann kann ich ein Aufblitzen von Zuneigung in deinen Augen erfassen. Fast unscheinbar, unnahbar, unergründlich. So wie du nun mal immer schon warst. Doch du lässt mich erneut innerlich brüllen, wenn du sagst es wäre dir schon wieder passiert. Wir landen bei null. Erst da bemerke ich, dass es kein „uns“ gibt. Ich hasse mich dafür. Es ist mein Fehler. Ich habe genug davon. Ich hasse dich; ich liebe dich.
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