( un) endliches Leben
„Alles hat doch ein Ende, oder nicht?“, dachte ich mir schon als kleiner Junge. „Was ist wirklich unendlich? Das Universum? Das Universum“, sagten mir immer meine Lehrer. Aber ich fragte mich immer, wie ich nur sehen konnte, was wahre Unendlichkeit ist, aber wie kann ich an meiner eigenen Haut spüren, was wirklich unendlich ist. Ich glaubte immer, dass mein Leben unendlich sein muss. "Ich bin der Protagonist, mein Leben muss für mich unendlich sein und wenn nicht, muss doch irgendwas von mir unendlich sein. Hinterlasse ich etwas oder verschwinde ich aus dem Nichts und irgendwann erinnert sich niemand an mich. Aber trotz alldem müsste es doch für mich ohne Ende bleiben. " Alle sagten immer, ich hätte zu viel nachgedacht für einen 14-Jährigen und mein Leben würde gerade erst beginnen. Sie sagten, ich wäre ein kleiner Träumer und ich solle mich erstmal in meiner neuen Schule zurechtfinden.
Meine Eltern konnten meinen Weg nicht lange begleiten. Meine Mutter verstarb früh. Krebs. Mein Vater konnte das bis ans Ende nicht verkraften und suchte Zuflucht bei Alkohol. Er starb dann, als ich 18 war und bis dahin lebte ich mit meiner zwei Jahre älteren Schwester bei unserem Onkel, seiner Frau und seinen zwei Kindern in einer winzigen Wohnung in Wien. Viele richtige Freunde hatte ich nicht, nur meine zwei Cousins und meine Schwester, die lange geblieben sind.
Ich hätte gerne meiner Mutter Freunde vorgestellt und meine Schulnoten gezeigt. Mit meinem Vater damals, als wir noch einen Garten hatten, Fußball gespielt. Das Haus wurde uns wegen der Schulden auch weggenommen. Jedoch war es immer schwer für einen Menschen für mich zu finden, mit der Wohnung unmöglich, ich träumte die meiste Zeit, war in meinem eigenen Kopf gefangen, dachte oft zu viel nach, irgendwie hatten Sachen aus manchen Perspektiven nie Enden, aber ich träume schon wieder zu viel.
Doch die Zeit verging und auf einmal nahmen die schlechten Sachen ihr Ende, wie meine Schule. Ich begann zu arbeiten, zog in meine eigene kleine Wohnung ein und als ich dachte, es läuft schon alles zu gut, lernte ich die Liebe meines Lebens kennen. Ich war überzeugt, nein ich wusste, es muss für immer sein. Bei der Hochzeit schwor ich „bis der Tod uns scheidet“, jedoch wusste ich, dass es einfach unendlich sein muss. Ich arbeitete 45 Jahre bei derselben Firma, hatte meinen Sohn, der wiederum noch 2 Söhne hatte, beide mittlerweile mit Freundinnen. Ich hatte es herausgeschafft, aus der Verzweiflung, aus dem Träumen.
Jedoch, als ich dachte, das ganze Übel wäre zu Ende, begannen meine ersten Freunde und letzten Familienmitglieder zu sterben. Immer mehr und als ich mich versah, war auch noch meine wunderschöne Frau Tod. Und jetzt sitze ich hier, habe noch einen Cousin und 2 Freunde und wäre nichts ohne meine Familie. Ich bin stolze 88 Jahre alt und sehe, wie alles um mich immer älter wird und alles zu Ende geht und warte nur, ob auch ich einmal weg sein werde. „ Es hat doch alles ein Ende, oder nicht?“
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