Verschluckt
Ich glaube ich hatte schon immer genug von dem Hier. Von all dem. Ist doch blöd. Immer machst du das selbe, Tag ein Tag aus. Abgesehen von den Wochenenden. Kein Wunder das so viele Jugendliche saufen gehen und rauchen. Um zu vergessen wie bekloppt das alles hier ist. Um endlich mal dem Alltag zu entfliehen.
Es wird uns sicher keiner retten. Die Zeit ist für alle irgendwann mal um. Wer auf Erlösung hofft soll das selbst ihn die Hand nehmen. Und nicht darauf warten, dass es jemand anders tut, denn jemand wird nie kommen. Ob ich schon mal daran gedacht habe? Ja sicher, aber wieso sollte ich der Welt diesen Gefallen tun. Was hat die Welt mir Gutes gebracht? Genug Zeit? Genug Arbeit? Genug Liebe? Sie bietet mir vieles aber es wird nie genug sein. Und ich habe genug. Genug zum Essen, genug zum Leben. Und andere haben nichts. Das einzige was die haben ist genug Hoffnung. Hoffnung ist was Gutes aber wird es genügen?
Jeder sollte das Recht auf Bildung und das Leben haben. Aber alle anderen haben genug von sich selbst, sie fressen so viel in sich hinein, dass sie irgendwann vergessen. Vergessen wie mies es anderen geht. Und davon habe ich genug.
Ich will nicht mehr mit ansehen. Mit ansehen wie das alles ausgeht. Es wird immer Krieg geben. Und das Leben wird immer weitergehen, nicht dass ich nach meinem Tod noch weiterleben würde aber die Welt tut es. Und so lange sie lebt, leben wir auch.
Das sollte genügen, dieser Gedanke. Doch ich kann diesen einen Gedanken nicht mehr ertragen. Wir sind nur dazu da um uns fortzupflanzen. Wozu? Bei Tieren ist es so, dass sie der Welt etwas nützen. Aber was nützen wir der Welt? Rein Garnichts! Wir zerstören und nehmen uns alles was wir wollen. Und wer leidet darunter? Die Welt mit allen Ihren Lebewesen. Davon habe ich genug. Genug vom Selbstzerstören. Genug von dem Leid der Welt. Ja ich habe genug und würde gerne gehen. Aber wo hin? Es gibt keinen Ort. Denn auch wenn ich diese Welt verlasse wird es nicht besser.
Viele sagen ich soll nicht weiter darüber nachdenken. Aber wieso nicht? Es tut dir nicht gut und es bringt sich nichts darüber weiter nachzudenken, es ist nun mal so, sagen sie. Genug davon, warum, damit verschwinden die Probleme auch nicht. Ich hab einfach genug von dem Heucheln, dass alles gut ist. Vielleicht ist alles gut bei mir, aber bei anderen nicht.
Ich habe genug davon mir die ganze Zeit den Kopf zu zerbrechen. Dadurch geht das Schöne verloren. Es bricht sozusagen aus mir raus und übrig bleibt nur ein leeres stumpfes Gefühl, dass ich nichts bin. Darum mag ich die Dunkelheit, da merke ich, dass ich nicht verschluckt worden bin. Was schon komisch ist, denn die Dunkelheit verschluckt alles. Das Gefühl sollte genügen.
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