Viktoria
Regen strömte auf mich herab, kühlte meinen von Stress erhitzten Körper. Das Gemisch von Schweiß und Regen ließ mein Gewand an mir kleben. Ich hatte meine Augen zu und wollte sie nicht aufmachen, wollte es alles nicht wahrhaben. Den ganzen scheiß Krieg und dann noch Viktoria. Die Liebe meines Lebens. Ich liebte sie vom ersten Moment an, als ich sie sah. In einer warmen Sommernacht spielte an diesem Abend in der Bar wieder die beliebte Jazz Band. Ein üblicher Fortgehabend, bis ich sie traf. Viktoria. Das schönste Lächeln, was ich je gesehen hab. Ihre honigbraunen Augen strahlten nur so Lebensfreude aus. Und wie sie tanzte. Alles um sie herum war für mich nicht mehr wichtig. Ich war schon mal verliebt davor, aber nicht so dass ich mir kein Leben mehr ohne sie vorstellen konnte. Mein erster Gedanke als ich aufwachte und mein Letzter, bevor ich schlafen ging und fast alle Gedanken dazwischen waren über sie. Mein Leben schien ohne sie keinen Sinn mehr zu machen. Alles, was ich wollte, war sie zu sehen und ihr zeigen was für ein wunderbarer Mensch sie war. Als sie mir sagte, dass sie auch so für mich empfand, spürte ich all das Glück der Welt war mein. Sie war alles, was ich je wollte. Doch das Leben hatte andere Pläne. Der Krieg begann und ich musste an die Front. Bevor wir uns trennen mussten, heirateten wir, um für immer zusammenzugehören, auch wenn wir das physisch nicht waren. Ich schrieb ihr jede Woche, um sie aufzuheitern und damit sie wusste, dass es mir gut ging. Doch als sie längere Zeit nicht antwortete, machte ich mir Sorgen. Eines Tages bekam ich einen Brief von einem Freund, der wegen einer Verletzung daheim war. Er erzählte mir, dass es eine Schießerei gab. Sie wollten Kinder umbringen und Viktoria konnte so ein Unrecht nicht geschehen lassen. Die Täter erschossen sie kurzerhand. Meine Viktoria. Einfach erschossen. Ich konnte es nicht fassen. Ein Schmerz in meiner Brust wurde immer und immer größer. Ich wollte mich rächen. Gleichzeitig flossen mir die Tränen der Trauer über mein Gesicht. Sie hatte sowas nicht verdient. Ich begann zu zittern, mir wurde schwindelig und übel, ich hatte das Gefühl mich übergeben zu können. Es fühlte sich an wie als hätte mir jemand die Luft zum Atmen genommen. Es war, als hätte wer mich mit Messern gestochen, mir das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen, mit aller Wucht auf den Boden geworfen nur um dann draufzuhauen. So fühlte es sich seitdem jeden Tag an. Morgens als ich aufwachte, abends als ich schlafen ging und fast die ganze Zeit dazwischen. Es war alles sinnlos. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Wann würde das je ein Ende haben? Und nun war ich hier. Hinter einer kleinen Wand, neben mir schlugen Bomben ein, wir versuchten, den nächsten Graben zu stürmen, doch die meisten wurden abgeschossen. Ich spürte wie die Wut in mir aufkochte, mich an dem Mörder von Viktoria zu rächen. Mit diesem Gedanken stand ich auf und rannte. Rannte so schnell ich konnte Richtung Graben, dem Gegner entgegen.
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