Abseits des Käfigs und der Freiheit
Dunkle Schatten der Fenster-Riemen, gemalt vom Sonnenlicht, das durch die Glasscheiben fällt, machen mich aufmerksam. Diesmal aber wirkt es anders auf mich. Es macht den kahlen Raum gemeinsam mit dem Geruch von gemahlenen Kaffeebohnen, gemischt mit geriebenem Kerbel, plötzlich zu etwas Besonderem. Genau dieses eine Mal. Dieses eine Mal, nachdem ich mich entschieden hatte, mein Leben selbstständig in die Hand zu nehmen. Ich bleibe stumm stehen und verspüre den Wunsch, diesen Moment aufzumalen oder zu skizzieren, denn er bedeutet so viel. Es steckt eine Entscheidung dahinter und nun war ich nicht fähig diese auch umzusetzen. Vor mir steht das kleine Kästchen, befüllt mit Acryltuben. Doch anders als sonst. Wieso war heute alles so seltsam schön hier? Ich denke daran, wie oft ich mich umgedreht hatte, um nach einer bestimmten Tube zu suchen, aber sie nie fand. Nur dann, wenn ich sie nicht brauchte, fand ich sie irgendwo im Chaos. Dieser Ort, er wirkte damals nicht auf mich. Ich hatte bis vor wenigen Momenten noch, immer nur Leid oder Ärger verspürt. Mein Blick wandert zu dem schwarzen Holzdrehsessel, dessen Lack schon an manchen Stellen vollkommen abgerieben war. Den werde ich auf jeden Fall nicht missen, er brachte so manch Unglück mit sich in der Vergangenheit. Nur der Mann, der auf ihm saß, den würde ich vermissen. Ich kann ihm nicht in die Augen schauen aber das würde nur zeigen, wie feig ich nicht bin. Seine grauen gewellten Haare find ich heute noch seltsam, aber sie bieten einen netten Anblick. Wie kann ich nur so egoistisch sein und diesen alten Mann alleine lassen. Er hat niemanden und nichts, außer diese veraltete Wohnung, den vielen Farben und Staffeleien. Aber wenn ich nicht gehe, wird meine Zukunft genauso ausgehen. Alleine, in dieser alten Wohnung, mit all den Farben und den Staffelleien, an denen eine dicke Schicht getrockneter Pigmente haftet. Das kann doch nicht die Lösung sein. Er schaut mir nicht in die Augen, seine Stirn ist in Falten gelegt und ein bedauerliches Gefühl liegt in der Luft.
Ein Gedanke, eine Idee kommt mir in den Sinn und ich hole Luft, um diese auszusprechen, doch da sagt er mit einem Ton, den ich nicht deuten kann: , , Geh bitte! Wir halten einander auf! Genieße dein Leben da draußen vor der Türe, aber komm bitte nicht mehr zurück!“ Meine Hand krampft zusammen, ich will es nicht wahrhaben, aber er hat recht. Wir halten einander auf. Ich sehe ein letztes Mal in seine dunklen Augen und da erkenne ich denselben Schmerz, den ich fühle. Aber ich gehe. Ich drehe mich um, drücke so einfach wie noch nie die klemmende Türklinke hinunter und trete hinaus. Hinaus in die Freit, die aber doch Gitterstäbe hinter mich setzt.
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