Aideen
Vor langer, langer Zeit lebte die Tochter eines Grafen gemeinsam mit ihren Geschwistern und Eltern auf deren Gut. Sie war beherzt und allerliebst, gerecht und entgegenkommend. Daher war es nicht überraschend, dass sie bei den Vasallen und Landsleuten wohl gemocht war. Eines Tages während einem Spaziergang durch nahe gelegene Wälder, stürzte ihr ältester Bruder plötzlich aus dem Gebüsch und rammte blitzgeschwind seinem Dolch in ihren Oberkörper. Ein raues Husten ertönte aus ihrer Kehle und Blut tropfte aus ihren zarten Lippen. Noch während sie geschockt zu ihrem Geschwisterteil aufsah, verlor sie ihre Balance und fiel zu Boden. Von Schmerzen gequält und nach Luft schnappend japste sie: , , Kegh, urghhh… ich wusste d…kommen…Neidhammel… . ‘‘. Gleichzeitig sah ihr Bruder mit kalten Augen sowie einem höhnenden Grinsen auf sie herab und äußerte, wie sehr es ihn ergötzen würde, endlich dieses Schandmal losgeworden zu sein. Das Schandmal, die Tochter, die Lady, Aideen Van Hallen, sie verlor rau atmend und mit der Mahnung der Erinnerung, unehelich in diese Welt gebracht worden zu sein, ihr Bewusstsein.
Sie wieder erwachte in einem düsteren Gemach, spärlich mit Kerzen beleuchtet. Von ihrem Liegeplatz aus inspizierte sie so gut wie möglich das Zimmer. Die Möbel und Tapete, welche prunkvoll den Raum bestückten, trugen die Farben Schwarz, Dunkelviolett, Purpur und Merlot. Während Aideen die Lage auskundschafte, bewegte sich brüsk einer der Schatten. Er kahm näher und näher, bis dessen Besitzer nur noch wenige Schritte vor der Grafen Tochter Halt machten. Die Ombrage gehörte einer verführerisch schönen Frau. Sie war groß, ihr pechschwarzes Haar lang und ihre Augen funkelten rubinrot. Aideen stockte der Atem. Bestürzt zog sie sich das schwarze Betttuch über ihre nackte Brust. Warte … NACKT? ! Innerlich aufschreiend und mit einem vor Scham errötetem Gesicht lugte Aideen die mutmaßliche Täterin an. Eine tiefe, wohltuende weibliche Stimme erklang antwortgebend: , , Ich habe dich ausgezogen, um deine Wunde zu verbinden. ‘‘. Wunde? Ach ja, sie wurde von ihrem eigenen Familienmitglied angegriffen und schwer verwundet. Familie? Aideen seufzte. , , Mäderl‘‘ erklang die behagliche Stimme erneut: , , Ich werde dich nicht nach dem Ursprung deiner Verletzung fragen. Du mögest bleiben, bis diese verheilt ist. Danach sollest du dieses Anwesen jedoch sofort verlassen. ‘‘ Aufgrund der veralteten Sprachweiße musste Aideen schmunzeln. Bevor sie jedoch antworten konnte, verschwand die übernatürliche Schönheit abermals in der Dunkelheit.
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