All das, was ich nicht bin
Ich bin kein mutiger Mensch. Vermutlich werde ich auch nie einer sein. Man kann sich nicht aussuchen, ob man mutig ist oder nicht. Zumindest in meiner Vorstellung kann man das nicht. Vielleicht ist es genau diese Vorstellung, die Vorstellung, dass Mut etwas angeborenes ist, die mich davon abhält es zu sein.
Selbst während ich diesen Text schreibe, bin ich es nicht.
Ich mag es mich hinter großen Worten zu verstecken und den Tatsachen auszuweichen, das ist etwas, das ich schon immer getan habe. Ich kann nicht anders. Ich habe nun schon unzählige Male mit diesem Text begonnen, doch jedes mal kam mir etwas falsch vor. Meine Formulierungen, die Worte, als wäre ich nicht ich selbst. Nicht ich selbst genug.
“Sei mutig, sei verwegen, sei Du! ”
So steht es doch auf Ihrer Website, nicht wahr?
Vermutlich ist es genau dieser Satz der mich so einschüchtert.
"Sei Du! "
Im Normalfall hätte ich meinen Text schon längst abgegeben und jeden Gedanken an das von mir Geschriebene verdrängt. Doch dieses mal will ich das nicht tun. Ich will mir Zeit lassen, versuchen ich selbst zu sein. Nur dieses eine Mal. Dieses eine Mal will ich einen Text schreiben, mit dem ich mich wohlfühle. Auch, wenn Sie das möglicherweise schon als Themenverfehlung sehen könnten. Im Moment zählt das für mich nicht. Es ist mir wichtiger einen Text zu schreiben, mit dem ich mich selbst wohlfühle, als einen Text zu schreiben, der Ihnen zwar gefällt, aber dafür mich unglücklich macht.
Ich schreibe nicht, um zu gewinnen. Ich schreibe, um des Schreibens willen.
Ganz einfach, weil es mich glücklich stimmt. Es die Dinge für mich besser macht. Es ist mir nicht mehr wichtig, was andere Menschen von meinem Text halten. Ob sie ihn nun für unpassend halten mögen oder nicht. Für literarisch wertvoll oder nicht. Schlussendlich zählt nur, ob das, was ich geschrieben habe mir gefällt
Ich brauche kein Publikum, niemanden, der mir sagt, dass er meine Texte schätzt. Nicht mehr. Als ich anfing zu schreiben, war das auch nicht wichtig für mich. Doch sobald sie mir sagten, dass ich talentiert sei, versuchte ich es auch zu sein. Talentiert. Ich denke eines Tages habe ich einfach aufgehört für mich selbst zu schreiben. Habe aufgehört ich selbst zu sein. Alles was ich schrieb war darauf ausgelegt anderen zu gefallen. Es war, als hätte sich der Zauber des ganzen von einen auf den anderen Moment verloren. Was mir anfangs noch so sehr gefallen hatte, fing an mich zunehmend unter Druck zu setzen. Ich wollte ich selbst sein, doch gleichzeitig befürchtete ich die anderen durch ebendiesen Drang zu enttäuschen. Befürchtete ihre Erwartungen so nicht mehr zu erfüllen zu können. Ich weiß nicht, wann mir aufging, dass das was ich tat nicht das Richtige sein konnte, vermutlich ist es nicht einmal so lange her. Nie wieder will ich etwas schreiben, nur, um anderen zu gefallen. Nie wieder will ich so etwas tun müssen.
Und, wenn Sie mich fragen, ich denke, ebendies zu sagen, zu ebendiesem Entschluss zu gelangen erfordert Mut.
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