Alle Franzosen essen Baguette

Lasst mich euch ein Bild malen. Dieses Bild besteht weder aus Papier, noch könnt ihr es anfassen. Es soll in eurer Fantasie entstehen, genauso wie es in meiner entstanden ist.

Stellt euch vor, alle Klischees, die ihr in eurem Leben gehört habt, wären wahr. Alle Menschen in Frankreich laufen mit Baguettes und Croissants und schrecklichen Schnurrbärten herum. Derweil versuchen Frauen einzuparken und erschaffen damit ganze Straßensperren. Die Kriminalität steigt, denn jede Person, die auch nur im Entferntesten ausländische Wurzeln hat, ist kriminell. Und so ist die Menschheit auch am Aussterben, da Männer zu viel pink tragen und Frauen Fußball spielen und deshalb alle homosexuell sind.

Das ist eine ganz schön lächerliche Vorstellung, nicht wahr? Gleichzeitig finde ich sie erschreckend, da ich weiß, dass manche Menschen tatsächlich so oder ähnlich denken. Das geht von einem „Das ist so schwul!“ als lustig gemeinter Kommentar unter Freunden, bis zu einem kleinen, netten Mädchen mit Kopftuch, das absichtlich mit einer Wasserflasche angeschüttet wird. Wie kann es sein, dass ich in der lebenswertesten Stadt der Welt lebe und so etwas auf meinem Weg in die Schule in der Straßenbahn passiert?

Unwissenheit kann mehr Schaden anrichten, als wir denken. In manchen Ländern sitzen Menschen im Gefängnis, weil sie aufgrund von Vorurteilen verurteilt wurden. In Österreich haben wir viele Privilegien und doch ist und wird unsere Gesellschaft nie perfekt sein. Noch immer gibt es unterschwelligen, unbegründeten Hass, der den Betroffenen das Leben erschwert. Doch warum erzähle ich euch das eigentlich alles?

Die Welt wird immer mehr zu einer besseren und doch ist ihr Wandel noch lange nicht vollzogen. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle dieses Bild im Kopf behalten. Denn würde man anstatt wüste, unsinnige Vorurteile zu haben, mit diesen Menschen ins Gespräch treten, würde man ganz schnell merken wie falsch man liegt. Zwar gibt es Einzelfälle, die diesen beleidigenden Verallgemeinerungen entsprechen, doch jeder Mensch ist einzigartig und wir sollten versuchen, jede Person so kennen zu lernen, wie sie wirklich ist. So können wir unser Bild nach und nach der Realität anpassen und diese Erde zu einem besseren Ort für uns alle machen. Denn wir können mit etwas Geschick nicht nur unsere eigenen Vorurteile loswerden, sondern auch anderen Menschen dabei helfen. Das ist meine Hoffnung und mein Wunsch für die Zukunft, den wir gemeinsam verwirklichen können.