Alles hat seine Zeit
Tobi. Ein normaler 10-jähriger Junge mit dunkelbraunen, lockigen Haaren, einer kurzen Jeans und einem Star Wars-T-Shirt, führt ein ganz normales Leben, wie alle anderen. Und genau das ist es, was ihn so stört.
Er sitzt in der Schule und starrt auf die Uhr. Der Zeiger bewegt sich ganz langsam dahin. Das Ticken der Uhr hallt ihm durchs Ohr. Tick…tack…tick…tack…Die Lippen des Lehrers versuchen Wörter zu formen, die wiederum versuchen, ihn zu erreichen, doch irgendwie funktioniert das nicht ganz. Ein Papierball fliegt langsam durch den Raum und knallt gegen die Wand. Er sieht die Lichtstrahlen, wie sie in den Raum scheinen und auf den Boden fallen. Alles ganz langsam. Da ertönt die Schulglocke, die Tobi aufschrecken lässt und aus seinen verträumten Gedanken weckt. Endlich Schulende. Wieder zuhause, muss er seine Hausaufgaben machen. Da sitzt nun vor seinem Tisch. Sein Heft liegt offen vor ihm. Er kaut an seinem Stift herum. Er überlegt und überlegt, aber ihm fällt die Lösung der Aufgabe einfach nicht ein. Wieder dieses Ticken. Er schaut auf die Uhr. Erst fünf Minuten vorbei, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Die Zeit vergeht so langsam. Alles soll schneller sein. Er will eine kurze Pause machen und geht raus in den Garten. Da sieht er hinter einem Busch ein Schimmern wie eine Art Portal. Er geht hindurch und landet wieder in seinem Garten. Ihm ist irgendwie schwindelig und geht schlafen. Am nächsten Tag macht er sich für die Schule bereit. Die Glocke läutet zum Stundenanfang. Kaum schlägt er sein Heft auf, ist die Stunde vorbei und bald auch die Schule. Am nächsten Tag vergeht alles noch schneller. So geht das von Woche zu Woche. Immer schneller. Er freut sich über die schnellen Schultage. Tobi geht zu seinem Lieblingseisgeschäft. Doch da sieht er, dass es bald abgerissen wird, aber warum? Das Geschäft lief doch gut. Er versteht das nicht. Irgendwie hat sich der Ort verändert. Alles hat sich verändert. Als er zuhause in den Spiegel schaut, bemerkt er, dass er viel größer ist. Sein Gesicht ist anders und seine Stimme hat sich auch verändert. Er sieht irgendwie älter aus. Tobi ist verwirrt. Er fragt seine Mutter nach seinem Alter und hört, dass er schon 15 ist. Er kanns kaum glauben und komischerweise findet nur er das Ganze seltsam. Monat für Monat und Jahr für Jahr vergehen. Er wurde 17, 19 und jetzt schon 20 Jahre alt. Alle seine Lieblingsorte waren weg. Er erinnert sich an keine Momente. Keine schönen Erinnerungen. Nicht an seine vielen Geburtstage. Wie konnte das passieren? Da fällt es ihm ein. Tobi rennt nach hinten und schaut sich im Garten um. Da ist das Portal. Er geht hindurch.
Er ist wieder in seinem Garten und schaut sich um. Alles ist wie damals. Er blickt in den Spiegel und sieht wieder wie ein 10-jähriger aus. Die Schule vergeht wieder langsam. Doch er ist froh darüber, dass alles langsam ist. Tobi hat gelernt, dass man jede einzelne Sekunde seines Lebens genießen soll, denn die kleinen Momente machen unser Leben schöner.
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