Alles ist vergänglich
Dein Tod tat nicht weh. Er schmerzte nicht. Schmerz ist ein einfaches Wort. Schmerz, das sind sieben Buchstaben. Diese sieben Buchstaben können nicht meine Trauer, meine Wut nachempfinden. Dein Tod war eine Höllenqual. Es zerstörte mich, riss mein Herz aus, riss mich in ein tiefes Loch. Mein Herz spaltete sich in tausend Bruchstücke, die nie wieder zusammenwuchsen. Maeve, meine Traumfrau, sie, die mein ganzes Leben bedeutet hatte, war tot? Dann sollte ich auch sterben, das hatte ich in diesen Augenblick gedacht. Aus diesem Grund wollte ich nie lieben lernen. Alles hätte ich dafür gegeben dich wieder zu sehen. Du hättest mich erstechen können und ich hätte mich bei dir entschuldigt, dass ich dein Kleid angepatzt hatte. Die Stürme in meinem Kopf ruinierten den Garten, den meine Seele trug. Oh, meine Liebe, tausend Lichter einer Großstadt könnten nicht mit dem Funkeln deiner Augen mithalten. Vielleicht waren wir nicht füreinander bestimmt. Vielleicht sind wir zwei parallellaufende Linien, die sich nie berühren können. Obwohl wir die gleichen Vorlieben teilen, wir füreinander geschaffen waren, wir sollten nicht sein. Du kannst mir sagen, dass es dir leidtut. Du kannst mir sagen, dass du mich kennst. Aber was kannst du über mich wissen, wenn du noch nie den Schmerz gefühlt hast, der meinen ganzen Körper am Ende des Tages zerfrisst, wenn ich merke, dass du nicht mehr da bist? Was kannst du über mich wissen, wenn nur ich weiß, dass ich mein ehemals freudiges Lachen verlernt haben? Was kannst du über mich wissen, wenn ich weiß, dass ich seit deinem Tod keinen einzigen vollständigen Atemzug getan habe? Denn ohne dich bin ich unvollkommen. In meinem Kopf wiederhole ich die letzte Unterhaltung, die wir führten, frage mich, ob ich etwas bemerken hätte können. Hätte ich dich nicht vor dem Tod bewahren können? Jetzt weiß ich, dass ich dich immer verlieren musste. Du warst dafür bestimmt, mein Sonnenaufgang zu sein. Ich sehe dich im Himmel, dein Lachen auf der Erde. Ich habe Angst die Linien deines Gesichtes zu vergessen. Die kleinen Fältchen, die du über die Jahre hinweg bekommen hast. Ich liebte dich. Ich liebe dich noch immer. Du bist mein Licht, das mich aus dem dunklen Loch der Einsamkeit herausgeholt hast. Denn der Preis jemanden so zu lieben, wie ich dich geliebt habe, ist es nie wieder in der Lage sein zu lieben. Das denke ich mir, während ich deinen Sarg schließe, ein letztes Mal auf dein zierliches Gesicht sehe, dein leichtes Lächeln, das mir Mut gibt und mich mit der Gewissheit zurücklässt, dass ich mich nie wieder vollkommen fühlen werde. Die Regentropfen rinnen mein Gesicht hinunter, ich bin unfähig zu denken. Hätte ich nur die Augenblicke, die Bruchteile unseres gemeinsamen Lebens mehr wertgeschätzt. Jetzt, am Ende deines so kurzen Lebens muss ich an deine Philosophie denken. Daran denken, wie du immer behauptet hatte, dass es keine guten und schlechten Entscheidungen gibt. Du hattest recht. So unfassbar recht.
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