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Also verliert man nichtsvon Hannah Unterthiner

Geht man in die Berge, schnürt man die Knöchel fest an die Beine. Im Tal liegt der Nebel meistens tief und die Kühe auf den dunkelgedörrten Wiesen kratzen sich mit den Hinterbeinen an den Ohren, wie Hunde es tun. Aber die dunkelgedörrten Wiesen sind steil, drei Beine weniger als vier und manchmal fallen Kühe um. Sie fallen um und rollen tief hinein ins Tal, tiefer als der Nebel, manchmal bis in den Bach. Dann findet man dort eine Kuh, die zu schwer zum schwimmen nur in den Nebel starrt, zitterkalt vom Gletscherwasser.

Vielleicht geht man an Hühnern vorbei, im elektrischen Zaun, der alle paar Sekunden zuckt, blitzt, knackt, wobei die Hühner wie gleichgeschalten ihre Köpfe zucken, blitzen, knacken. Man sieht das nicht gern und wendet den Blick bergwärts. An den Wänden ringsum laufen Rinnsale wie Salzadern durch den Stein.

Nun wird es steiler. Man wählt den Weg zwischen zwei Bächen, wo es links zuerst plimpert, rechts blechert, dann links schauert und rechts rauscht, bis man vor einem halbgeöffneten Staudamm steht und ein einzelner Bach sich herabwürgt und erbricht. Mit Getöse.

Es folgen Stufen

Stufen, Bein heben Bein heben

Das erste Gletschereis, grau

Stufen, umdrehen und umsehen

Steilere Stufen, weit schon

Das zweite Gletschereis, weiß blau

Stufen, steile Stufen, hinaus aus dem Tal

Stufen Stufen, über den Nebel hinaus

Bis zur großen weiten Fläche

Dort verliert man nichts mehr.

Weil es sonst in Gletscherspalten fällt. Und man verliert vor allem nichts Kleines, um nicht im Eis wühlen zu müssen, das wie Nadeln sticht. Sticht in Finger ohne Fingerhüte, von denen man nicht zehn Stück dabeihat, nicht in verschiedenen Größen. Keine Fingerhüte.

Also verliert man nichts.

Also verliert man sich nicht, weil man sonst in Gletscherspalten fällt.

Man tut es einfach nicht. Auch wenn es steil ist und zwei Beine weniger sind als drei.

Es ist zitterkalt am Berg.

So denn, kann man deuten, mit einem heilen Finger, nicht einem zerstochenen, zum Gipfel, sich verpeilen, weil Zeigefinger immer falsch peilen und stattdessen nur in den Nebel zeigen. Und weil man bald da ist, drückt sich eine Freude gegen die Gaumenwand, wie Kletterer sich gegen Wände drücken, drückt sich da eine Freude ungesichert an die Gaumenwand und schiebt sich höher.

Ganz hinauf.

Am Gipfel ist es taubstumm. Da möchte man bleiben und die Schemen der rollenden Kühe sehen, durch den Nebel in den sie starren, wenn sie dann im Bach liegen und durch den sie die Schemen der Bergsteiger erahnen.

Die Nachbarkreuze winken. Bis die Nachbargipfel schwanken.

Und es Zeit zum Umkehren ist.

Auf dem Rückweg wird man schwerer. Die Knöchel lockern sich von den Beinen. Man kennt die Stufen und das letzte Gletschereis. Man glaubt den Berg zu kennen und weiß

also dann, Bein senken Bein senken

wenn dann, in das Tal

dann und wann, Nebel

dann also, ist man wieder in der Ebene

und schlägt den Mantel, wie Fledermäuse ihre Flügel beim Schlafengehen, eng um den Körper und senkt auch wie sie den Kopf, damit die Sorgen der Erdanziehung näher kommen, herausfallen und am Weg liegen bleiben, um zertreten zu werden, wie Fledermauskot. Sorgen kann man verlieren. Sonst nichts. Also verliert man sie. Man tut es einfach. Also verliert man sie und keine Sorgen sind weniger als zwei.

 

Im Haus wohnt man, aber am Berg heimt man. So ist das für manche und für andere nicht.

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