Am Ende des Lebens
Nicht jede Blume verwelkt gleich schnell. Jede hat ihr eigenes Tempo. Doch verwelken muss sie gewiss.
Die Weiße stand lange in prachtvoller Blüte. Sie streckte ihre Blätter empor, ließ sich vom gleißenden Licht der Sonne bescheinen. Zart und dennoch größer als alle anderen. Von Mutter Natur geliebt.
Heute kann sie ihren Kopf nicht mehr heben. Ihre Blüten haben keine Spannung mehr, werden dünner und langsam braun. Sie hat zwei Optionen. Verdorren, bevor der nächste Sturm kommt oder ihren Kopf von außen brechen lassen.
Ihr Nektar ist ausgetrocknet, sie hat keinen Nutzen mehr.
Stündlich schwindet ihre Kraft. Bald löst sich das erste vergilbte Blütenblatt. Es wird noch kurz von den anderen gehalten, um dann langsam und geräuschlos zu Boden zu gleiten. Unten haben ihr die schwarzen Rosen ein Bett bereitet.
Einen Sonnenaufgang wird sie noch erleben als reine, weiße Blume. Dann wird auch sie schwarz werden, in den Dornen hängen bleiben. Würmer werden kommen und sie zerfressen. Sie wird werden wie alle vor ihr, wie sie nie sein wollte. Wird von unten sehen müssen, wie eine andere ihren Platz einnimmt, Liebe erfährt, nur um dann fallen gelassen zu werden. Vielleicht wird sie schneller welken, weniger lange dagegen ankämpfen. Vielleicht wird sie sich wehren und länger bestehen, doch vergehen wird sie.
Wer der Welt keinen Vorteil mehr erbringt, nur Platz wegnimmt, braucht nicht mehr länger zu bestehen; darf nur scheinbar im eigenen Tempo vergehen.
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