An jenem Tag. . .
Können wir noch weiterleben? Kann ich noch weiterleben? Eine kleine Klinge, die ich in meinem Herzen trug, ermöglichte mir nicht, meinen inneren Hass zu kontrollieren. Meinen Hass auf diejenigen, die das, was an jenem Tag geschah, zu verantworten hatten. Was dachten sie wohl, als sie dies taten? Ich denke, sie ließen ihren Zorn heraus. Können wir noch Menschen glauben machen, dass sie ihr eigenes Schicksal selbst bestimmen können?
Ich erinnere mich noch, wie du mir das Buch gezeigt hast. Zuvor hatte ich nie darüber nachgedacht, was es so auf der Welt gibt. Stattdessen habe ich jeden Tag hinauf in den Himmel und die Wolken geschaut. Doch dann hörte ich mir deine Geschichten an und sah dir in die Augen. Dein Blick manifestierte sich für immer in mein Gedächtnis. Du träumtest vergnügt deinen Traum…und ich? Ich hatte gar nichts. Ich begriff, dass ich nicht frei war. Dass ich inmitten dieser großen Welt keinen Unterschied machen würde. Als ich das begriff, wollte ich es einfach nicht hinnehmen. Noch schlimmer wurde es an jenem Tag. Ich wunderte mich weshalb Opfer solch grausamer Taten Unschuldige sein mussten? Ich konnte es nicht verstehen. Es ist wahr, wenn jemand behauptet ich sah die Welt nur mehr in schwarz-weiß. Aus diesem Grund beschloss ich, genau wie die Täter zu schlafen. Wie die Täter zu essen. Wie die Täter zu denken, und vor allem wie die Täter zu sein. Ich habe all die Dinge getan die du getan hast. Natürlich traf ich so auf böse Leute, die unbeschreibliches getan haben. Doch ich traf ebenso auf gute Menschen. Ich denke, ich kann dich endlich verstehen. Du wolltest immer respektiert werden. Du wolltest jemand sein, den man als Vorbild haben könnte.
Ich verstehe es, Theo, aber eines verstehe ich nicht: Weshalb habt ihr an jenem Tag meinen Hund getötet? Ich dachte, wir wären Kollegen, Freunde, wenn nicht gar Brüder. Können wir noch zum Punkt zurückkehren, bevor alles so enden musste? Natürlich nicht, denn dafür ist es schon längst zu spät. Es ist genau wie ich dachte, du und ich, wir sind uns sehr ähnlich. Können wir uns noch ändern? Wahrscheinlich stand es schon seit unserer Geburt fest, wer weiß? Jedenfalls werde ich weitermachen, bis alle enden wie du. Das wäre alles für heute gewesen, ich sehe dich morgen wieder. Bis dahin, ruhe weiter in Frieden, Theo…
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