Arschbacken zusammenkneifen
Ein Pfeil im Herz ist schon was Blödes. Vor allem wenn er aus Amors vermaledeiten Köcher kommt. Freundschaft ist da einfacher. Da gibt’s kein seltsames Schweigen, keine pulverisierten Erwartungen oder Ideale, die man auf den anderen projetziert wie einen Film auf eine Leinwand. Vielleicht ist die Leinwand einfach nur weiß, ein paar Fliegenköteln und Wasserflecken sind vielleicht noch darauf zu finden, nichts Großartiges also. Aber wenn man verliebt ist, hat man den Kopf voller Bildgewaltiger Oscarstreifen, die man auf der weißen Oberfläche zu sehen glaubt. Weit hergeholt? Vielleicht. Aber genau das mach ich, wenn ich jemanden mag. Dann ist die rosarote Brille auf meiner Nase fest geschweißt und ich sehe Blockbuster wo nur weiß mit grauen Schatten sind. Ein Schwarm ist eine Leinwand. Eine Oberfläche für Eigenschaften, Wünsche und Erwartungen, die man in jemandem zu sehen glaubt.
Ich bin nicht romantisch, sag ich mir dann immer. Ich mache keine Andeutungen, entfache keine Hoffnungen oder beginne zu flirten. Das ist nicht mein Stil. Aber schön beleidigt werden, wenn dann nichts zurückkommt. Wenn auf nichts, nichts folgt. Das sieht mir ähnlich. Weil mutig, das bin ich nicht. Ich bin eine Träumerin, ich mal es mir in tausend Wörtern aus, das eine Gespräch, das alles ändert. Wie ich charmant und verspielt bin und wie eines zum anderen führt. Aber bring ich dann ein Wort über die Lippen, wenn es soweit wäre? Arschbacken zusammenkneifen, jetzt oder nie denk ich mir dann, und starre mein Gegenüber aus dummen Goldfischaugen an. Den perfekten Traum gegen die komplizierte Realität eintauschen? Neeeee. Zu anstrengend. Ich weiß ja, dass die rosarote Brille da ist. Ich weiß, dass meine Augen und Ohren nur meine Wünsche einfangen und die Wirklichkeit abprallen lassen. Blödes Fernsehen. Blöde Filme. Blöde Bücher und Geschichten, die das alles so einfach machen. Das der richtige Zeitpunkt einfach kommt. Puste Kuchen. Das muss man schon selbst in die Hand nehmen. Das Gespräch. Das Gestehen von Gefühlen, von denen man nicht einmal weiß, ob sie jetzt der Person oder einem Traumprinzen gelten.
Verletzlich ist man, wenn man das Nest aus Hoffnungen und Vorstellungen verlässt, denn die Wirklichkeit ist grausam mit dem närrischen Herzen, das sich offen zeigt. Liebe und Zusammensein oder Gelächter und Hohn. Was wird folgen, wenn die Lippen die Gedachten Worte formen? Viel steht auf dem Spiel.
Dazu stehen, mutig sein. Das kann ich, wenn´s um Politik geht, beim Streiten oder wenn ich Fehler mache, aber kaum steht mein Traum and der Kippe traue ich mich nicht das Gewicht zu verlagern. Es ist schon gut so wie es ist. Denk ich mir dann.
Und träume weiter.
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