Aschenputtels Albtraum
Es fühlte sich so an, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hatte zum ersten Mal ein schönes Kleid für mich gefunden und wollte es zum Ball tragen, der zu Ehren des Prinzen diesen Abend abgehalten werden sollte. Meine Stiefmutter hat-te das Kleid aber zerrissen und beschmutzt, um zu verhindern, dass ich dort hingehe.
So saß ich betrübt da, bis plötzlich, wie durch einen Zauber herbeigerufen, eine magisch glitzernde Wolke auftauchte, durch die ein großgewachsener, dünner, älterer Mann her-ausschritt. Er trug ein rosa Kleid und einen wunderschönen Zauberstab, doch was mich wirklich umhaute war, dass es sich um den Bundesminister Heinz Faßmann handelte.
Peinlich berührt stand ich auf und nahm seine Hilfe als meine Gute Fee an, woraufhin er mir ein hinreißendes Kleid und Schmuck zauberte. So machte ich mich in einem Impfbus auf den Weg zum Schloss und fantasierte über den Prinzen, der zweifellos gutaussehend und schlau sein musste.
Dort angekommen betrat ich voller Erwartungen und Vorfreude den mächtigen Ballsaal und schwebte regelrecht im siebten Himmel, während ich an den Prinzen dachte und nach ihm suchte. Ich stellte ihn mir sehr charmant und hilfsbereit vor und wusste schon, dass ich mich in ihn verlieben würde.
Endlich konnte ich in weiter Entfernung eine blau gekleidete Figur ausmachen. Langsam bewegte sie sich im regelmäßigen Schritt zu mir. Ich versuchte angestrengt, nicht die Fas-sung zu verlieren, wobei meine Sicht ein wenig verblasste. Gleich war er da. Nur noch ein paar Schritte. Jetzt musste ich mir die Augenlider reiben, um das Gesicht zu erkennen. Warte mal kurz. Sehe ich schlecht? Das kann doch nicht sein…
Vor mir stand Sebastian Kurz, der Prinz, grinste mich schief an und ich könnte schwören, dass ich seine zwei Segelohren vor Freude ein wenig flattern sah. „Geh bitte“, stöhnte ich enttäuscht. Ich verstand Gott und die Welt nicht mehr und sah ein, dass mein ganzer Abend ruiniert war. Dabei war er doch so gut gelaufen. Bevor ich jedoch reagieren konnte, stürmte meine Stiefmutter in den Saal herein, gefolgt von Pfizer und AstraZeneca, zwei bedrohlichen Nadeln, die nur darauf warteten, jemanden zu durchbohren. Trotz ihrem scheinbar gleichen Aussehen wusste kein Mensch in der Stadt, welche gefährlicher war, aber ihre Mutter machte mir am meisten Angst. Hinter den zwei Nadeln loderte nämlich ein großer Schatten, der mich an einen riesigen Massageball erinnerte und auf seinen spitzen Ausstülpungen kleine kugelförmige Verdickungen besaß. Das war Corona, die ge-fürchtetste Frau im ganzen Land.
Schlagartig machte sich Panik breit und alle Menschen setzten sich eine Maske auf, doch ich hatte keine. Angsterfüllt schaute ich den Kurz an, doch der dröhnte durch seine Maske ohne jeglichen Kontext: „Die Maske finde ich für sinnvoll und vorbildhaft!“
Langsam begann sich alles zu drehen und ehe ich mich versah, war ich von meinem Alb-traum erwacht.
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