Augen zu und durch
“Heut werd ich anfangen! ”, das sag ich mir jedes Mal. Nur dieses Anfangen ist überhaupt schwer, diese eigene Faulheit zu durchbrechen und etwas zu machen. Vor allem dann, wenn man es schon einmal gemacht und“gefailt” hat. So war es bei mir auch. Vor kurzem gab es einen Zeichenwettbewerb auf einer Socialmediaplattform, die Siegerbilder würden auf der Seite der Veranstalter landen. Ich glaub‘, um ehrlich zu sein, das war das erstes Mal, dass ich an so einem Wettbewerb teilgenommen habe, an einem Wettbewerb, der von einem meiner Zeichenidole organisiert wurde und nicht eine Featurepage ( eine Seite, auf der viele verschiedene Künstler gezeigt werden, damit die Künstler ein größeres Publikum und somit auch Fans oder potentielle Käufer erreichen) war. Davor habe ich auch viele andere Veranstaltungen gesehen, aber ich habe mich nie dafür beworben und nichts dafür gezeichnet. Ich hab immer zu mir gesagt“Ja, ich mach‘ das irgendwann“, und dann hab‘ ich es vergessen oder erst nicht gemacht.
Dieses Aufschieben kommt natürlich auch von der Angst, die ich hatte, die Angst davor, zu verlieren, die Angst davor, etwas falsch zu machen. Ich drückte mich davor, denn wenn man es nicht versucht, verliert man nicht. . . Aber man gewinnt auch nicht und vor allem: Man sammelt keine neuen Erfahrungen, um beim nächsten Mal dem Sieg näher zu kommen. Auch beim Zeichnen geht es mir so: “Ich 'habe' keine Zeit, Neues zu zeichnen, nur das, was ich auf mein Feed posten kann”, war mein inoffizielles Motto. Das führte dazu, dass ich auch immer wieder dieselben Fehler und oft sogar die selbe Pose hatte– ich hab‘ ja nichts Neues ausprobiert, ich bin nicht ins kalte Wasser gesprungen und habe nix neues gelernt. Ich wollte nichts Neues lernen, da ich meine Fehler nicht sehen wollte, da mein Perfektionismus diese Sachen, die ich nicht gut konnte, nicht anerkennen wollte.
Die beste Medizin gegen“Beginnangst” und Prokrastination ist einfach nur Augen zu und durch und Fehler zulassen. Man kann nicht beim ersten Mal alles perfekt machen und das schafft auch keiner. Auch unsere Idole haben sehr viele Fehler gemacht, sie haben aber aus ihnen gelernt und keine Angst gehabt, sie zu machen. Doch wieso erzählt sie mir das? ? - Das fragen Sie sich jetzt wahrscheinlich. Weil ich Ihnen die Perspektive einer Perfektionistin zeigen möchte, die nichts machen möchte, was sie nicht gut kann, vor allem wenn es jemand neben ihr besser kann als sie, und weil sie eine große Angst davor hat, Fehler zu machen.
Man sollte auch bedenken, dass Perfektionismus nicht“böse” ist - eigentlich ist er sogar gut - man ist geduldig und arbeitet gründlich. Aber zu viel von etwas - also auch vom Perfektionismus - ist natürlich schlecht.
Letztendlich gehöre ich nicht zu den glücklichen Gewinnern, die auf der Seite landen - aber ich gehöre zu den Gewinnern, die etwas dazugelernt haben und sich ins kalte Wasser getraut haben - was ich sicher ohne diesen Wettbewerb nie getan hätte!
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