Augenblick plus wieviel ist was?
E: „Hey, hey Augenblick!“
A: „Entschuldige, kennen wir uns?“
E: „Ja, ich bin´s, dein Gegenteil!“
A: „Mein was?“
E: „Deine Gegenspielerin, die Ewigkeit!“
A: „Ach du meine Güte, Ewigkeit, was um alles in der Welt machst du denn hier? Das kann gefährlich für uns werden, wenn die Zeit uns hier gemeinsam sieht!“
E: „Ach quatsch, die Zeit soll a Ruh geben!“
A: „Na gut, jetzt sag schon, ich habe nur einen Augenblick, bevor ich zurückmuss!“
E: „Ok, ich glaube, ich leide momentan unter einer leichten „Identitätskrise“ und da du dich mit „Momentaufnahmen“ wohl ein wenig besser auskennst als ich, bist du nun mal die beste Ansprechperson.“
A: „Oh, das habe ich mir jetzt nicht erwartet. Die immerwährende Ewigkeit hat eine Identitätskrise?“
E: „Ehhh ja? Das habe ich doch soeben gesagt. Hör doch mal auf so philosophisch klingen zu wollen und hilf mir doch einfach.“
A: „Da ist wohl jemand ganz schlecht gelaunt…“
E: „Schlecht gelaunt nicht, nur leicht in eine Krise verwickelt.“
A: „Schieß los, ich bin ganz Ohr!“
E: „Ok, nehmen wir die Zeit als Beispiel, ihr redet ja sicher ganz oft miteinander. Schließlich musst du sie ja überzeugen, den Augenblick länger anhalten zu lassen, sonst ist dein Job wohl etwas kurz. Und ab wann bin ich dann eigentlich dran? Und woran erkenne ich, wann deine Zeit als Augenblick vollendet ist und …! ?“
A: „Yow yow yow, jetzt komm doch mal runter, beruhig dich mal und trink ein Bier. Da hast du“- reicht ihr ein Bier – „Lass mich dir das mit der Zeit erläutern…“
E: „Na toll, jetzt kommt er wieder mit solchen poetischen Worten.“
A: „Willst du meine Hilfe oder nicht?“
E: „Ja, ich meine doch, bitte, Hilfe!“
A: „Also, die Zeit funktioniert so. Sowohl du, meine liebe Ewigkeit, als auch ich sind beide der Zeit unterworfen. Jedoch sind wir nicht nur von ihr abhängig, sie ist auch das, was uns definiert.
E: „Das heißt, wir sind Zeiten?“
A: „Ja, man könnte behaupten, dass wir Zeitarten sind.“
E: „Ok, aber jetzt hast du immer noch nicht erklärt, woher ich weiß, wann …“
A: „Na bitte, hab doch ein wenig Geduld, die ist übrigens auch eine Zeitart. Also schau, die Zeit ist eine recht komplexe Lady und ist teilweise auch wirklich schwer zu verstehen. Meistens musst du einfach nach Gefühl handeln. Dieses Gefühl kommt dann mit der Zeit. Haha, mit der Zeit. Hast‘ den Witz gecheckt?“
E: „Ehh ja, an deinen Witzen könntest du aber arbeiten. Weißt du, Augenblick, ich habe dich immer so bewundert. Die Menschen tun zwar immer so, als hätten sie gerne die Ewigkeit: „Dieser Moment soll ewig anhalten!“, aber das ist alles nur Blödsinn. Eigentlich bist du es, was das Leben lebenswert macht. Wo wäre der Wert eines Augenblickes, wenn dieser ewig anhält? Wäre dieser dann nicht verloren?
A: „Mann Ewigkeit, du bist ja wirklich völlig durcheinander. Ja, bei mir kann man beispielsweise sagen „In der Kürze liegt die Würze“, der Wert einer Situation liegt in mir. Aber was wäre der Augenblick ohne die Ewigkeit, was wäre ich ohne dich? Oje, duty calls, muss sausen, Tschüssi!“
E: „Dieser Augenblick, immer so schnell wieder weg…“
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX