Augenblick verweile doch
Es ist ein ganz gewöhnlicher Sonntagmorgen, die Sonne scheint, Vögel zwitschern und einige Personen genießen die ersten warmen Sonnenstahlen im Park. Man könnte meinen, alle denken das Selbe, da sie im selben Augenblick leben und von den gleichen Sinneseindrücken umgeben werden. Doch viele verschiedene Faktoren, die vor anderen verborgen bleiben, beeinflussen die Wahrnehmung und somit auch das Erlebnis eines Augenblicks. Die ältere Dame, deren Mann letztes Jahr unerwartet infolge eines Herzinfarktes verstorben ist, bemerkt die Narzissen, welche seine Lieblingsblumen waren. Dieser Augenblick weckt Erinnerungen in ihr, während eine junge, gestresst wirkende Joggerin, diese nicht einmal bemerkt. Sie nimmt die Umgebung kaum war und ist mit ihren Gedanken bei der bevorstehende Abschlussprüfung, für welche sie noch viel lernen muss. Auf einer Bank sitzt ein Pärchen welches sich tief in die Augen blickt und für das die Zeit stillzustehen scheint, während sich eine Mutter nur für einen Augenblick umdreht und somit verpasst, wie ihr Kind seine ersten Schritte geht. Für das Kind, das in der Sandkiste Kuchen backend auf seinen Geburtstag wartet ist ein Augenblick sehr lange. Für den Mann, der sich auf dem Weg zum Park mühsam mit seinem Rollator über den Zebrastreifen schiebt, während die Ampel von grün auf rot umspringt, ist ein Moment sehr kurz. Der Geschäftsreisende, der in dem Moment mit einem Blick auf das Handy seine Jause auspackt und erfährt, dass seine Frau soeben ihren Blasensprung hatte, ist voller Vorfreude und Erwartung. Wohingegen die Person, die in dem Moment erfahren hat, dass sie wahrscheinlich nie ein eigenes Kind bekommen können wird, diese Nachricht am liebsten augenblicklich vergessen möchte.
Augenblicke können die Welt verändern, in die Literatur eingehen, verweilen oder im Nu vergehen und so nachhaltig oder vergänglich sein.
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