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Aus dem Leben einer Nebendarstellerinvon Lia Esslbauer

Sie hält sich stets im Hintergrund. Nicht absichtlich, die Kamera schafft es nur irgendwie sie immer spielerisch tänzelnd zu vermeiden, nur einen kurzen Blick auf Kleid und Haar zu erhaschen. Manchmal versucht sie sogar aktiv Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, eine Sekunde lang im Mittelpunkt zu stehen. Aber die Kamera bleibt hart, kalt, ungerecht. Denn selbst wenn sie einmal im Vordergrund ist, wird ihre Handlung unverzüglich, unauffällig und nahtlos in die übergreifende Handlung der Hauptdarsteller eingefügt und gerät dann rasch in Vergessenheit. Manchmal denken die Leute sogar, es wäre tatsächlich eine der begehrten Hauptfiguren gewesen, die diese Tat ausführten und nicht sie.

Denn dazu ist sie da: zur Unterstützung der Protagonisten. Und die Leute sagen ihr: “Sei zufrieden, wegen dir kommt das Werk überhaupt erst zustande! Du bist die unsichtbare Basis. ” Sie ist es leid unsichtbar zu sein, unten zu sein. Immer nur der Auftakt für jemanden anderen. Sie will, dass das Publikum ein einziges mal nur sie bemerkt und anerkennt. Sie will nicht das Vorspiel für jemand anders sein. Sie will, dass jemand bemerkt, wie sie stets schwarze Socken trägt und nie den selben Lidschatten. Dass sie lacht wenn sie hinfällt und weint wenn sie lacht.

Aber stattdessen achten die Leute auf das“Bisschen”, wie sie es nennt. Immer ein bisschen zu wenig, ein bisschen zu viel, meinen sie. Halt eben nie genug zum Hauptfigur sein, es fehlt immer gerade das: ein bisschen. Sie habe ein bisschen zu wenig Charisma, ein bisschen zu viel Lautstärke. Wer entscheidet das überhaupt, fragt sie sich. Wie misst man das überhaupt? Nachts liegt sie wach und versucht die Einheit zu finden, mit der man Relevanz misst. Sie liegt oft und lange wach.

Was auch immer die Einheit dafür ist, ihr Wert liegt anscheinend sehr niedrig. Die Leute vergessen sie nämlich ständig. Nach stundenlanger Arbeit am Werk erkennen die Leute sie immer noch nicht wieder und ständig meinen sie: “Oh, dein Name ist mir gerade aber entfallen. Erinnere mich doch schnell? ” Erinnere du dich doch! Verdammt soll diese flinke Kamera sein, deren Blickkontakt sie nie halten kann.

Aber egal wie ermüdend dieser endlose Kampf um Anerkennung ist; sie weiß, dass sie die Hauptdarsteller nicht verurteilen darf. Diese armen Figuren, Gestalten können ja nichts für ihr Privileg. Sie können ja nichts für das ihnen angeborene Bisschen. Ihr würde es an ihrer Stelle nicht anders ergehen. Dieses Wissen hilft ihr nur leider nicht. Es klingt wohl zu sehr wie der übliche, klägliche Trost der, begleitet von mitleidigen Blicken, die Beschwerden einer Nebenfigur stets erwidert. Mitleid nützt nichts: sie empfindet trotzdem Abscheu wenn sie mal wieder selbstaufopferungsvoll handeln (leiden) muss, “zum Wohle des Werkes”, aber vor allem zum Wohle der Protagonisten.

Im Grunde genommen ist dies wohl aber alles nur das Genörgel einer Person, die Aufmerksamkeit zu verdienen glaubt und nicht bekommt. All die Wünsche und Bitten werden kaum in Erfüllung gehen. Deswegen denkt sie oft über eine Alternative nach, abends wenn sie nach einem langem, undankbaren Tag nachhause kommt. Wenn Protagonistin werden nicht funktioniert, vielleicht solle sie ja Antagonistin werden. So könnte sie es den ewig trostspendenden endlich heimzahlen, den Hauptdarstellern und vor allem der Kamera. Und möglicherweise würde sie dann auch das Wichtigste von allem bekommen: das“ich”.

Ich bin das“sie” nämlich so satt.

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