Auswirkungen der Freundschaft
In meiner Lebensphase werden Freunde und die dadurch entstandenen zwischenmenschlichen Verbindungen immer wichtiger. Und mit dem Fortschreiten eben dieser Wichtigkeit wird es umso schwieriger mit Menschen wahrhaftige Verbindungen zu haben. Während Freundschaften also immer wesentlicher und präsenter in meinem Leben werden, so wird es auch immer schwieriger, neue zu knüpfen und alte zu behalten.
Schon lange ist klar, dass Freunde positive Auswirkungen, sowohl psychisch als auch physisch, haben können. Sie können uns Halt geben, uns aufbauen und unterstützen, den Stress reduzieren, unser Bedürfnis nach Gesellschaft befriedigen und sogar das Immunsystem sollen sie stärken können.
Klingt nach einem Allround-Wundermittel, doch was passiert, wenn Freundschaft einen zerstört? Wenn sie die genau gegenteilige Wirkung hat und einen von Innen heraus zerfrisst?
Jeder Mensch hat schon einmal die Erfahrung einer „schlechten“ oder „unguten“ Freundschaft gemacht. Und das ist auch natürlich, niemand trifft sein ganzes Leben lang, ausschließlich Personen, die für einen gut sind und die zu einem passen. Aber nur solange man auch gute Erfahrungen macht oder diese zumindest überwiegend sind.
Aber jedes Wesen hat Limits, jeder Mensch kann nur eine bestimmte Menge ertragen, bis er beginnt zu zerbrechen. Zuerst bröckelt die äußere Schale, doch wenn das Innerste, der Kern bereits zu faulen begonnen hat, so wird alles andere auch bald folgen.
Setzt man immer wieder von Neuem Vertrauen in Freundschaft und wird immer wieder von Neuem enttäuscht, so hat man bald in keinen Freund mehr Vertrauen und verliert die Hoffnung. Nie wird das Gefühl, nicht wirklich zugehörig zu sein, wieder gehen. Es entsteht ein Loch, ein großes, immer größer werdendes Loch, tief im Innersten.
Als Reaktion auf diese Lücke, versucht man sie zu füllen. Man möchte nicht allein sein. Man möchte das starke Bedürfnis nach Gesellschaft befriedigen und sich von dieser Traurigkeit, diesen Gedanken ablenken. Aber krampfhaft zu versuchen sich abzulenken, seine gesamte Zeit einzuteilen und zu schauen, dass man möglichst wenig Zeit alleine sein muss, ist auf Dauer körperlich nicht tragbar. Man kann seine Gesundheit nur so lange benachteiligen, bis es einen krank macht. Dann geht’s einem sowohl psychisch als auch physisch absolut grauenvoll.
Dennoch sind einem die Hände gebunden, was kann man dafür, wenn man unermüdlich vertraut und hofft? Ist das der Preis, den man für einen selbstständigen Weg zu zahlen hat?
Wegschauen wird nicht helfen, seinen Körper an sein absolutes Limit zu bringen, wird nicht helfen und auf alle möglichen Weisen zu versuchen, dieses Loch zu füllen, wird auch nicht helfen. Das Einzige was real helfen wird, ist hinzusehn, zu sehen, dass man leidet, so tief drinnen, dass man es sogar vor sich selbst zu verbergen sucht. Dieses Leiden anzunehmen und zu lernen, nicht trotzdem, sondern gerade deshalb glücklich sein zu können.
Und genau deswegen habe ich diesen Text geschrieben.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX