Azrael
„Na? Hey, wie geht es dir?“, fragte eine zarte Frauenstimme. „Gut? , aber kennen wir uns…?“ wunderte sich Ronald . Ihre Anwesenheit war, aus irgendeinem Grund, erfreulich. Sitzend auf einer Parkbank signalisierte sie ihm, sich neben sie zu setzten.
Er zögerte, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, er solle sich hinsetzten.
„Wie fühlst du dich?“
„Gut und selbst?“
„Auch gut. Sag mal, du trägst noch den Ring?“
„Ja ich weiß… ich kann nicht loslassen. Es ist schwer ohne Lucy.“
„Ich weiß. Du hattest dich schon seit der Volksschule in sie verguckt, was?“
Sein Blick war träge, traurig, um genau zu sein. „Ja, sie hat mein Herz sehr früh gestohlen und ich weiß nicht wie …“
„Sie konnte nicht aufhören von dir zu reden. Dieses Funkeln in ihren Augen habe ich selten gesehen“
„Ohhh ja. Sie musste mich nur lieb anschauen und ich würde für sie zur Hölle und zurück gehen. Ich war immer der Schüchterne, sie war die Energische. Mit ihrer Überzeugungskraft konnte sie Berge versetzten. Hahahaha Bei unserer Abschlussfeier habe ich sie gefragt.“
„Was hast du sie gefragt, Ronald?“, fragte sie sanft und legte ihre kalte Hand auf seine.
„Ob sie mit mir gehen will und sie sagte ja…. Ich war der glücklichste Mann und als ich einige Jahre später die Hochzeitglocken hörte, war mir klar, dass ich ohne sie nicht mehr kann.“ Seine Stimme rauchig „… aber das war schon vor einer Ewigkeit. Manchmal vergesse ich ihre Stimme und manchmal ihr Lachen. Jeder Augenblick mit ihr war wie Himmel auf Erden. Weißt du, sie war meine erste und letzte wahre Liebe.“ Etwas zog sich enger um seinem Hals, aber es war nichts Schmerzhaftes sondern nur etwas unangenehm.
„Erzähl, was war das Beste, was du erlebt hast?“
„Puuh. Um ehrlich zu sein, alles was ich mit ihr erlebt habe, sowohl das Gute als auch das Schlechte.“, erzählte er mit schwerem Herzen.
„Was meinst du mit „ auch das Schlechte“ ?“
„Naja , als sie ihre Diagnose bekam, stand ich ihr immer zur Seite. Sie war schon immer meine Priorität. Unsere gemeinsame Zeit war immer sehr schön, aber mit jedem Tag verschwand ein bisschen von dem Funkeln bis sie eben…. „
„Bis ich sie traf“, beendete sie seinen Satz.
Ronald verstand nicht. Die unsichtbare Schlinge wurde immer enger.
„Ronald alles gut?“
„Ja ja alles gut… woher kennen wir uns eigentlich?“
„Mich kennt jeder und ich kenne jeden, aber sehen tue ich dich zum ersten Mal.“ Ihre sanfte warme Stimme war beruhigend.
Die Umgebung wurde angenehm warm.
„Ich mag das Wetter im Park“, gab er zu.
„Ich weiß. Es ist der Park, wo ihr euch zum ersten Mal gesehen habt.“
„. . Stimmt.“ Er rieb sich den Hals.
„Habt ihr Kinder Ronald?“
„Ja. . . und schon bezaubernde Enkelkinder. Die Älteste ist schon 6. Als mein Sohn uns die Ultraschalbilder zeigte, war ich extrem begeistert“, erzählte er stolz.
„Aber wieso musstest du sie verlassen?“
„Ich kann ohne Lucy nicht. . . Ich fühlte mich einsam. . . mit Lucy starb auch eine Hälfte meiner Seele.“
„Komm wir gehen ein Stück“
„Wohin?“
„Natürlich zur ihr, Dummerchen.“ Sie hielt seine Hand und führte ihn zu ihr.
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