Bam bb ba BAM
Bam, bam. Bam, bam. So macht ein gesundes Herz. Bam, ba, bb bam. So macht mein Herz. Bam, ba ba m. Arrhythmie. Ich liege wach und schaue auf die Uhr. 6: 58. Um Punkt sieben nehme ich meine ersten Medikamente. Bam, ba b. Mein Bett fühlt sich an wie ein aufgeweichtes Meer aus Angst und Hitze. Schweißgebadet setze ich mich langsam auf. Diese Nacht war wieder schwerer als die davor. Es ist nicht der ICD der mir den Schlaf raubt, nicht die Medikamente. Es ist die Furcht, am nächsten Tag nicht aufzuwachen. Jeder Schlag meiner Brust fühlt sich wie ein Countdown an. Ich lege meine Hand an mein Herz. Ba, bam, bb. Die Erleichterung zu leben, ist wie ein Atemzug nach stundenlangem Tauchen. Tauchen in die Tiefe, mit Kräften des Meeres die mir und meinem Herz nicht bewusst sind. Wir uns trotz unserem ICD, unserer Sauerstoffflasche, nicht sicher fühlen. Die Angst, in diesen großen Mengen an Wasser so leicht ertrinken können. Zu leicht. Ganz ohne es zu merken. Zwei rote und eine blaue Kapsel. Jeden Morgen um Punkt sieben. Bam bb a bam. Ich steige die zwei Stufen zu meiner Schule hinauf. Allein bei dem Betreten der Schule stolpert mein Herz vor Stress, wird schneller. Ba BAM b. Ich gehe durch die Gänge und bete, sie nicht zu sehen. BAM ba. Meine Schritte zögern, je näher ich dem Ende des Ganges komme. Das Mädchen, welches auf mich zukommt, kenne ich nur zu gut; und doch kenne ich die Person, die ich einst am besten kannte, besser als meinen eigenen Herzschlag, seit letztem Mai nicht mehr. BAM B. Ich atme tief durch. Das Mondweise Gesicht kommt näher. Platsch. Ein Tropfen landet auf meiner Brust. Ein kurzer Blick auf ihr Handgelenk zeigt mir, dass sie unser Freundschaftsarmband nicht mehr trägt. BAM. Ich ziehe meine Ärmel über mein Perlenarmband mit sie es nicht sieht. Will nicht hinschauen, sie anschauen, tu es aber trotzdem. Unsere Blicke treffen sich. Platsch. Ein kalter Strom kriecht meine Wirbelsäule hoch. Es beginnt zu regnen. Platsch, platsch. Stärker und stärker, BAM BAM B. Der Boden sinkt durch den vielen Regen zusammen und schluckt alles, was er findet. BAM M BA. Das Wasser wird mehr und mehr, ein Fluss bildet sich in den kaum noch vorhandenen Gängen. Panik schießt in meinen Körper wie ein heftiger Stoß, der mein Herz wie ein unruhiges Boot in diesem Sturm schaukeln lässt. BAM B. BAM BAM BAM. Ich fasse mir an mein rasendes Herz. BAM B B. Platsch, platsch. Bald ist kein Platz mehr zum Atmen da. Das Wasser steigt weiter, bis zur Decke. So leicht kann man ertrinken. Zu leicht. Platsch. Ich tauche. BA BAM B. Ich habe die Kräfte des Meeres unterschätzt, zu wenig Sauerstoff bei mir. Ich tauche tiefer und tiefer. Mein Herzschlag wird schneller und schneller. BAM BA. Sie schaut durch mich durch, als würde ich nicht existieren, und ich glaube ihr. Die großen Mengen an Wasser drücken mich auf den Boden. Ich spüre den elektrischen Schlag des ICDs. Meine Sauerstoffflasche funktioniert allerdings nicht. BB BA. Ich ertrinke. Und diesmal merke ich es. BAM BA B-.
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