Behalte das Tempo!
Die Kälte lähmte meine Gelenke. Meine Arme gehorchten mir nicht mehr. Behalte das Tempo! Ich konnte die Umrisse des Bootes und die Sonne, die über der Wasseroberfläche schien, sehen. Hier unten aber war es so kalt und still. Ich hörte nur mein eigenes Herz schlagen: So laut in der endlosen Stille, aber viel zu langsam; als würde es nach und nach einfrieren. Das dunkle Meer umfing mich, hielt mich fest mit seiner eisigen Hand, aber irgendwie war diese Hand, so kalt sie auch war, tröstlich. Ich wünschte, ich könnte mich zurückfallen lassen in diese große dunkle Leere, die mich schweben ließ. Ich wünschte mir einen tiefen Atemzug von dem kalten Wasser zu nehmen, es meine Lungen füllen lassen und teil dieses ewigen Nichts zu werden. Aber irgendwo in mir schrie ich: Behalte das Tempo! Noch ein Schwimmzug und ich könnte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner frierenden Haut spüren. Diese Gedanken kamen träge und zäh, wie das Wasser um meine Haut. Sie waren leise, fast nur ein Flüstern. Als riefe bloß die Sonne mir von ganz oben zu, um mich noch einmal in ihre Arme schließen zu können. Mein Blick war auf das Leuchten über der Wasseroberfläche fixiert, bevor sich die Ränder meines Sichtfeldes verdunkelten und langsam die Leere meine ganze Sicht einnahmen. Die Leere und Ruhe, die mich erwarteten, ließen mich den allerletzten Gedanken vergessen, den ich beim Anblick des strahlenden Sonnenlichts dachte: „Behalte das Tempo!“
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX