Beherztheit. Die Quelle meiner Vergebung.
Ich besitze den Willen. Eine Löwin brüllt in mir. Aber besitze ich die Kraft? Im nächsten Schritt nach vorne schütteln mich die Engel heftig, meist, wenn das Glas bereits zersplittert ist, ich die Scherben meines Palastes unter meinen Fußballen spüre. Es klebt, das Blut. Es rinnt aus meiner Zeitenuhr der Hoffnung und lässt sie so leer zurück. Die Verletzlichkeit eines einzigen Moments halte ich in meiner Handfläche. Seine Kostbarkeit bohrt sich stechend in mein Herz. Ich muss danach greifen, ich drücke zu fest zu. Die Kraft meiner Sehnsucht, sie befreit mich nicht. Sie kettet mich eng an sich. Der Moment, eine Tür, geht über dem Meer auf, wenn mir ein hauchzartes Flügelpaar wächst. Ich tanze nicht im Regen, ich fliege durch den Sturm. Die Blitze schüren das Feuer in mir umso stärker. In mir wird es hell, so strahlend, dass ich zur blendenden Täuschung werde. Im nächsten Schritt nach vorne auf meiner Reise offenbart sich mir stetig eine neue Türe. Immer eine andere, niemals dieselbe. Ich habe eine Chance, die eine Möglichkeit, den einen Moment. Da liegen meine Pläne ausgebreitet im Angesicht meines Willens, meiner Kraft. Doch ich werde eines Besseren belehrt. Mein Mut verliert seine Bedeutung, wenn er nicht gewürdigt wird. Er verliert sich im Nebelmeer, wie ich es tue. Die Welt spielt ein makaberes Spiel mit uns, sie umfängt uns. Ich bin ein Teil von ihr, nicht umgekehrt. Meine Macht ist begrenzt. Ein Stich im Herzen, ein Eingeständnis. Ich kann die Geschicke meiner Mitmenschen, meiner Umwelt nicht lenken. Ich bin ihnen ausgesetzt. Mein Bestreben, mein Fleiß – egal. Mein Freudenfeuer, mein Seelenschutt – egal. Die Angst opfert ihr Gesicht, mich, am Altar. Die Fäden in meinen Händen entgleiten mir, sie haben sich längst aufgelöst. Rückschläge, Schicksalsschläge. Ich falle zurück. Meine Schnelligkeit wirft mich gegen eine Mauer. Es ist grausam, wenn sich unsere Wege kreuzen und wir nicht anhalten können. Im Bremsen stürze ich. Niemand sieht es den anderen an. In lächelnden Augen überschattet man den Schmerz. Ich zittere. Die Qual ist genug der Zumutung für einen selbst. Das Versprechen ist tief in unseren Herzen vergraben. Ich grabe tiefer, höhle mich aus, um Platz zu schaffen. Für das Leben und den Tod. Ich zögere. Ich bin blind durch die Gefühle eines Kindes, das sich versteckt. Es scheint mir, als dass ich die Löwin missachte, weil ich sie gar nicht anblicken möchte. Ich bin nicht besser, als ich bin. Als die Welt es ist. Bin ich ihr Opfer? Bin ich ihr Ankläger, ihre Schuld? Im Unmut erkenne ich mich selbst nicht. Die Lorbeeren trinken in der Trostlosigkeit, bevor sie wachsen. Ich schlage die nächstbeste Türe ein. Es regnet, nichts als nährende Tränen. Die Tropfen gleichen unzähligen Schlägen, aber ich bin kein Instrument. Wenn man mich schlägt, singe ich nicht. Ich schlage zurück. Die Löwin geht auf die Jagd, ich halte mich an ihr fest, lasse den wolkengleichen Moment und die Schwalben meiner Hoffnung losziehen. Jeder Tag ist ein Neuanfang.
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