Über mir die ganze Welt
Wenn wir in den Himmel blicken, sehen wir Sterne. Verschiedene Sterne. Wir sehen große und kleine, einige die glitzern, andere die funkeln und manche, die lediglich kalt am Himmel zu stehen scheinen.
Wenn ich in den Himmel blicke, sehe ich beinahe das Ebenbild unserer Welt, unserer Gemeinschaft. Ich sehe die Zuneigung, welche sich nebeneinanderliegende Sterne scheinbar entgegenbringen, ich erkenne die Freundschaftsgruppierungen und die, welche allein sein könnten. Ich weiß, wer die Außenseiter sind, erkenne die Sterne, welche sich stillschweigend im Hintergrund halten und mache die aus, die wirken, als würden sie sich in den Vordergrund drängen. Ich sehe die Popularität von Gruppen und einzelnen Sternen darin, dass bereits Kleinkinder ihren Namen kennen und bemerke auch die, deren Name meist unbekannt oder gar nicht vorhanden ist.
Aber ich erkenne auch einen gravierenden Unterschied.
Sterne wissen nicht, weshalb sie ein Teil des Nachthimmels sind oder warum wir kleine Lichter brauchen, die unsere Welt erhellen. Sie haben keine Ahnung, was Zuneigung überhaupt bedeutet oder weshalb sie ihrem Nachbarstern ein Gefühl entgegenbringen sollten. Folglich bilden sie wohl nicht absichtlich einen „Freundeskreis“ und fühlen sich, beinahe mit Sicherheit, nicht allein. Wenn es also keine Gruppen gibt, gibt es auch keine Außenseiter. Sterne wissen nicht, wie berühmt sie sind oder weshalb dies überhaupt wichtig sein sollte. Zusätzlich ist es ihnen egal, ob sie benannt wurden oder ob sie namenlos sind.
Und all das, weil sie keine Ahnung haben, wie es sich anfühlt zu denken. Sterne leben so, wie das Leben auf sie zukommt. Ohne nachzudenken, Sachen zu analysieren, Strategien zu planen, Dinge zu hinterfragen oder das Wort Macht zu kennen. Sie nehmen das Leben so auf, wie es für sie bestimmt wurde und leben so einfach vor sich hin. Unbeschwert. Ohne zu wissen, was das Schicksal für sie vorhergesehen hat. Sterne leben ohne nachzudenken. Einfach so. Hals über Kopf.
Wenn ich in den Himmel blicke, frage ich mich manchmal, was passieren würde, wenn wir unser Leben leben würden wie sie.
Ohne nachzudenken.
Einfach so.
Hals über Kopf.
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