Über Umwege auf Heimwege
Es war stockdunkel, als ich mich auf den Heimweg machte. Die Straßen waren bereits menschenleer und bis auf das gelegentliche Vorbeifahren eines Autos in der Ferne war kein Laut zu vernehmen. Hin und wieder ließ sich der Mond für einen kurzen Moment blicken, was mir, neben den vereinzelten, fahl leuchtenden Straßenlaternen meinen Weg schwach beleuchtete. Aber die meiste Zeit verdeckte eine schwere Wolkendecke den Mond. So ging ich also durch die nächtlichen Gassen bis zur nächsten Bushaltestelle, wo ich mich ins Wartehäuschen setzte und wartete. Ich wartete und wartete, doch der Bus kam nicht. “Geh bitte! Das darf doch nicht wahr sein. Ich bin müde, ich bin hungrig und jetzt muss ich auch noch warten. ” Nach gefühlten Stunden, vielleicht waren es auch nur Minuten, stand ich also auf, weil ich eingesehen hatte, dass das Warten keinen Sinn hatte, und ging weiter die Straße entlang. Ich passierte viele Häuser, durch deren Fenster kein Lichtschein mehr drang. Es war still, stockdunkel und ich war alleine. Nur in einem besonders großen Haus war der erste Stock noch hell erleuchtet. An der nächsten Kreuzung bog ich rechts ab und befand mich jetzt in einer winzigen Gasse. So ging es immer weiter. Mal war ich in einer kleinen Seitengasse, dann wieder in einer größeren Straße; mal bog ich links ab und dann rechts. Plötzlich verlor ich den Halt unter den Füßen. “Geh bi…” Doch ich fand noch rechtzeitig das Gleichgewicht wieder. Da wäre ich doch beinahe in einer Pfütze ausgerutscht. “Jetzt müsste ich schon zu Hause angekommen sein… Wieso dauert das denn so lange? ” Ich blieb stehen und schaute mich um. Irgendetwas war komisch. Dann fiel es mir auf. Dort war es wieder: das große Haus. Jetzt waren allerdings nur noch halb so viele Fenster erleuchtet. “Geh bitte. Bin ich jetzt wirklich im Kreis gegangen? ” Was blieb mir anderes übrig als weiterzugehen? Dieses Mal bog ich jedoch bei der Kreuzung links ab. Und weiter ging es durch schmale Gassen und breite Straßen. Links abbiegen. Rechts abbiegen. Mittlerweile bog ich schon fast automatisch ab. Nun begann es auch noch zu regnen. Nein! Es schüttete! Verzweifelt setzte ich mich in einen Hauseingang, um abzuwarten, dass der Regen nachließ. Auf einmal schreckte ich hoch. Da wäre ich doch beinahe eingeschlafen. Neben mir vernahm ich ein seltsames Röcheln. Da stand ein riesiger Hund neben mir. “Lass mich doch in Ruhe! Geh bitte! Bitte geh doch! Geh, bitte! ” Nach einigem Betteln verschwand das Tier auch wieder. Nun hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Irgendwie kam mir meine Umgebung bekannt vor. “Also, wenn ich jetzt schon wieder bei diesem dummen Haus bin…, aber warte mal. ” Ich trat ein paar Schritte aus dem Hauseingang und drehte mich um. Da war ich doch tatsächlich vor meiner eigenen Haustüre gelandet.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX