Bergluft

Einen Menschen abpassen

Gemeinsam stehenbleiben

Abseits des Gebirgspasses

Sich gegenseitig anblicken

Das passt hier nicht her

Wir sind glücklich, wenn wir einen Laufpass bekommen

Ich muss jetzt auf der Stelle weiterlaufen!

Auf dem Weg meine ich – nicht auf der Stelle

Auf der Stelle laufen hieße im Weg stehen und das wollen wir alle nicht

Wir halten lieber den Atem an, ob es auch möglich ist an uns vorbeizukommen

Das ist uns wichtig, dass immer ein Mensch bei uns vorbeikommt und unser Laufen registriert

Unseren Laufpass registriert

Sonst hätten wir auch gar keine Versicherung

Ob wir überhaupt auf dem Gebirgspass laufen oder ihn verpasst haben

Ob unser Laufpass nicht schon abgelaufen ist

Mit dem Laufpass können wir jederzeit ausweisen

Uns ausweisen

Aber vor allem auch andere ausweisen,

Die Kreaturen, die uns im Wege stehen

Wirklich mitgelaufen sind sie nie

Sie bemühen sich immer

Aber sind doch zu langsam

Uns viel zu langsam

Im Vergleich zu uns so langsam, dass sie uns stehend vorkommen

Uns im Wege stehend

Diese Kreaturen müssen wir dann vom Laufpass verweisen

Wir wollen schließlich immer weiter den Pass nach oben

Aufsteigen

Hochlaufen

Ihrer Langsamkeit wegen laufen wir diesen Kreaturen aber immer wieder auf

Und wir wollen niemandem auflaufen

Bei niemanden auflaufen auch

Mitlaufen ja

Auflaufen Nein

Sonst würden wir noch stehen bleiben

Reflexartig

Uns anblicken

Diese Kreaturen müssen ins Tal zurück

Karg, rau, ruhig – still ist es dort

Zu laut ist es ihnen hier oben

Der Wind geht für sie zu schnell

Hier oben geht der Wind nicht; er läuft, er rennt

Aber so allein dort unten im Tal halten sie es auch nicht lange aus

Dann versuchen sie wieder zu uns zu stoßen, wir stoßen sie aber weg

Die wollen wir hier gar nicht sehen

Die können wir hier gar nicht mehr sehen

Im Übrigen sehen wir hier oben gar nichts

Wir stoßen sie auch nicht immer absichtlich weg

Aber wer zu langsam läuft, wer gegen das Laufgebot verstößt wird automatisch, selbstverständlich, ganz naturgemäß weggestoßen, verstoßen

Wir wissen ja auch, dass das Laufen ansträngend ist

Wir, die immer schon laufen, wissen das am aller Besten

Wir konnten den Berg nie umgehen

Den konnten wir immer nur umlaufen

Umlaufen nicht – nein dazu sind wir hier viel zu beschäftigt

Die Luft hier ist viel zu dünn und sie wird je höher wir kommen immer dünner

So dünn ist sie schon, dass wir gar nichts mehr sehen können

Wir sind auch viel zu angestrengt um uns umzusehen

Deswegen ist es auch so wichtig, dass keine Kreatur im Weg herumsteht

Diese Luft geht eben nicht für alle

Aber alle brauchen sie

Dieser Luft zu entlaufen ist unmöglich

Kein Mensch entläuft der Bergluft