Bethesda
3.
Die spanische Putzfrau
kommt alle zwei Wochen.
Der Limonengeruch, der noch im Haus hängt, lange nachdem sie gegangen ist,
erinnert mich an Italien.
An mein Zuhause, so viele Sommer lang.
Und während die Erinnerung durch mein Bewusstsein tanzt,
frage ich mich,
wie es ist,
für Familien zu arbeiten, die so reich sind. Und so kalt.
2.
Nur einmal am Tag,
kurz bevor die Sonne hinter der Vorstadt verschwunden ist,
wirft sie ihre warmen Strahlen durch das Fenster
in das Backsteinhaus.
Da sind Ölgemälde an den weißen Wänden,
eine hölzerne Tafel und im gegenüberliegenden Schrank das fliederfarbene Festtagsgeschirr.
Das Sofa, mit kunstvoll gewobenem Stoff überzogen,
die Lehne zu kurz,
die Pölster unnachgiebig.
Der Wintergarten, umrankt von Efeu, liegt im Dunkeln;
das Schlafzimmer der Mutter ist verlassen, auch das des Vaters.
Mein Bett im Keller, klamm,
eisige Fliesen über den Boden des Raumes gelegt und
nur ein schmaler, verglaster Schlitz nach Draußen.
Es ist still im Backsteinhaus und düster.
Bis auf die eine, von Abendlicht durchflutete Stelle im Wohnzimmer.
1.
Ein Gast ist gekommen.
Eine Frau.
Sie sitzt an der Tafel, ihre Füße auf dem Limonenboden.
Neben der Eingangstüre, im Wandschrank, stehen meine Schuhe;
ich stehe neben ihnen.
Ein Lachen braust um die Ecke und ich denke ans Meer.
Die Möwen rufen nach mir,
Gischt schwappt nach meinen Händen,
und lässt wieder los.
Die Türe öffnet und schließt sich.
0.
Der Gast ist gegangen.
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