Blutige Rache und menschliche Abgründe
„Geh bitte…n…nicht!“
Wimmern, es war nichts mehr als ein verdammtes Wimmern!
Ich lachte. Wie erbärmlich er doch gerade aussieht! Mein Lachen wurde lauter, fast schon hysterisch.
„Lass m…mi…mich nicht allei… alleine, bitte! I…ich will nicht a…alleine sterben!“
Ich lachte einfach weiter. Psychopatisch
Obwohl ich das Blut sehen konnte, dass ihm unaufhörlich aus den Wunden an seinem Körper floss. Aus den Wunden, die ich ihm zugefügt hatte. Wie widerlich
Blut
Wie ein stetig fließender Fluss, der das Leben aus dem Körper spülte, wenn es diesen verließ. Ein Fluss, der nun nur beschienen durch das Mondlicht, das aus dem Fenster hereinkam, fast schwarz wirkte.
Fast so tiefschwarz wie die Seele der Person, aus der es nun herausfloss.
Es sammelte sich in Pfützen um ihn herum.
Erzählte ihm genau, wie wenig Zeit ihm noch blieb.
Ließ ihn das Grauen genau spüren, dem Tod ins Auge blicken. Verdient!
Nur ein verstümmelter, blutüberströmter Haufen aus Fetzen. Das war alles, was ich von ihm übriglassen wollte. Alles von dem Mann, der mein Leben ruiniert hatte. Doch stattdessen ließ ich ihn leiden.
Aber ihn so leiden zu sehen, erweckte etwas in mir. Etwas Scharfes. Etwas, das heiß brannte und mich doch so erfüllte; mich mit Schuldgefühlen überrannte und mich zu ersticken drohte, aber zur gleichen Zeit dennoch eine gewisse süße…vielleicht sogar Freude mit sich brachte.
War es Schadenfreude? Nein, schlimmer. Genugtuung? Rachedurst? Wie sollte man sowas auch nennen? !
Ich hatte ihm das dreckige Grinsen aus dem Gesicht gewischt! Ihm die Macht genommen! Ihn die gleiche Angst, die gleiche Hilflosigkeit spüren lassen, die er Tag für Tag verbreitet! Es ist so schön ihn leiden zu sehen. Er verliert alles… alles!
Ich bin ein Monster.
Das alles, nur um diese tiefe Befriedigung in mir zu fühlen. Die Befriedigung darüber, dass er das bekommen hatte, was er verdiente… oder eher das, von dem ich geglaubt hatte, dass er es verdiente.
Das alles zu einem Preis, den niemand jemals bezahlen sollte…
In jener Nacht verlor ich das eine, was mich von ihm unterschieden hatte.
Ich verlor meine Menschlichkeit…
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX