Bodenlos
Es ist die trügerische Sonne, die meine einst vollen Bäckchen in einen warmen Farbton tunkt. Doch spätestens bei der nächsten Wolke entblößt sich meine kränkliche Blässe der Menschenmenge rings um mich.
Ich war seit Monaten nicht draußen. Es ist ihre Schuld, und du bist auch nicht da.
Doch es interessiert sie nicht. Es hat sie noch nie interessiert, wie es anderen Menschen geht.
Manche tuscheln und andere geben sich nicht einmal die Mühe dazu. Doch ihre bösen Worte platzen in meinem Kopf und werden zu leeren Gedanken.
Die leeren Gedanken erdrücken sich gegenseitig, machen mich träge. Ihr Gewicht drückt auf meinen Magen, erzeugt Bauchschmerzen, doch dagegen helfen weder Pizza noch Schmerzmittel. Diese leeren Gedanken verdrängen alles in mir, ersticken mich fast. Ich brauche Sauerstoff. Ich brauche den Sauerstoff aus deiner Lunge, den deine Lippen zu Worten formen und meine leeren Gedanken füllen. Ich bin einsam.
ein Magen kreischt: "Hunger"! Füttere mich, füttere mich mit Worten, fülle mich komplett aus, bis ich vor Erleichterung jauchze. "
Doch du bist nicht da, und die leeren Gedanken wüten weiter in meinem Kopf.
Sie schwirren.
Sie rasen.
Sie pulsieren.
Sie gehen drunter und drüber.
Sie verheddern sich und schnüren sich gegenseitig ab, bis sie so Knoten und Schleifen erzeugen, aus denen ich nicht ausbrechen kann. Wie können Sie bloß? Wie kann ich noch?
Ich beobachte weiter, wie sie, sich keiner Schuld bewusst, in ihren Handlungen fortfahren. Meine leeren Gedanken hinterlassen blutige Spuren, wenn sie mit ihrem Widerhaken an mir schaben. Das Blut hört nicht mehr auf zu quillen und färbt alles in mir tiefrot, tiefrot wie der lederne Mantel der Frau vor mir.
Sie breiten sich aus, bringen meinen Kopf zum Anschwellen und gewinnen so an Gewicht, das meinen Schädel immer schwerer und schwerer werden lässt. Das schwarze Nichts zieht mich in die Tiefe, lässt meinen Kopf sinken. Da fällt mein Blick auf die Absolut-Flasche, die im Dreck vor mir ruht.
Und du bist nicht hier, und sie ignorieren weiter, und meine leeren Gedanken füllen sich, füllen sich mit Alkohol.
Und du bist nicht hier, und die Leute schauen mich an, und ich weiß, ich kann nicht mehr.
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