Brennend
Mit klarer, fester Stimme sage ich den alles entscheidenden Satz.
So oft habe ich ihn im Kopf geübt, dass er mir tatsächlich ohne zu Stocken über die Lippen gleitet: „Ich liebe dich. "
Da, die Worte sind raus.
Bin ich erleichtert? Nein.
Es war klar, dass ich es früher oder später tun würde. Mein Wagemut war schon immer ein Segen wie Fluch und das hier. . . egal, was es mich kosten wird, ich konnte nicht länger schweigen.
Untätigkeit bedeutet Feigheit.
Ich bin nicht feige.
Egal, wie die russischen Soldaten dort drüben mich vielleicht sonst nennen mögen- Marionette der verfluchten Amerikaner, Mörder, Sünder und was weiß ich noch alles, Feigling wird nie darunter sein.
Als Soldat überlebst du nicht lange, wenn du Angst hast.
Ich bin Ikarus.
Schon immer fand ich die griechische Mythologie großartig- aus mehreren offensichtlichen Gründen.
Meine Schwester und ich haben sie nachgespielt, bis unsere Mutter der Meinung war, Maria müsse nun in Hausfrauentätigkeiten unterrichtet werden, diese wilden Spiele seien wirklich kein Umgang für eine zarte junge Frau und überhaupt, es gäbe keine anderen Götter neben unserem Lord Jesus Christus.
Auseinandergerissen.
Apollo und Artemis, waren unsere Favoriten.
Doch heute bin ich nicht die Sonne, ich bin Ikarus.
Übermütig setze ich mit diesen drei kleinen Worten alles auf eine Karte.
Ich stecke mich aus, fliege hoch und versuche, das alles überstrahlende Licht zu berühren, mir meine ganz persönliche Portion Glück abzugreifen.
Ein eigenes Stück Sonne mein zu machen.
Wenn sie entscheidet, mich zu verbrennen, werde ich ungebremst fallen, am Boden aufschlagen.
Die Oberfläche der Erde, die Grausamkeit dieser Welt, wird mein Ende sein, sollte die Sonne mich fallen lassen.
Doch es ist mir gleich.
Immer schon habe ich nach den Sternen gegriffen, war mutig, habe unerschrocken mit meinen Kameraden an forderster Front gekämpft, bereit, mir die Haut versengen zu lassen.
Normalerweise sind es Granaten, heute ist es die Liebe.
Doch die Welt war stets gut zu mir, obwohl ich der war, der ich bin.
Gott hat mich nie für meine Veranlagung bestraft.
Warum sollte er es heute tun?
Und dennoch zittern meine Hände, als ich meiner Sonne in die Augen starre, in diese winzigen goldenen Sprenkel im warmen Schokoladenbraun, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann zogen.
Hoffnungslos.
Mein bester Freund, mein Weggefährte, meine bessere Hälfte.
Entgeistert starrt er mich an, weicht einen Schritt zurück, hebt abwehrend die Hände.
Als wäre heute ich der Feind, vor dem es sich zu verteidigen gilt.
„Warte. . . ", stottert Adrian, „was? "
Ich falle.
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