Buchstabensuppevon Mia Travniczek
Ohrenbetäubende Stille zerreißt mein Trommelfell, während ich gen Himmel schaue, die Sterne und den Mond beobachte und mich winzig, unbedeutend fühle.
Auf der Suche nach einem anderen Ich habe ich mich selbst verloren.
Gezwungen versuchend Stilmittel zu verwenden und meine eigenen Worte vergessend, frage ich mich, wie viel ich noch geben kann, damit noch etwas von mir übrigbleibt.
Wie kann Kunst bewertet werden?
Das, was du Kunst nennst, ist es auch meine?
Ich bin eingesperrt in meine eigenen Gedanken, nicht fähig sie hinter mir, in mir zu lassen.
Manchmal stehe ich hier, tief versinkend in knöcheltiefen Sorgen, aus denen ich mich nicht befreien kann. Nicht befreien lasse. Und wenn dann der Regen kommt, spült er mich mit. Spült die Sorgen mit.
Und plötzlich bin ich ganz woanders. Ganz woanders mit meinen Gedanken, meinem Kopf. Und nicht einmal hier will ich nicht hören, was ich denke. Aber meistens ist es wichtig. Deswegen höre ich zu.
Höre mir zu.
Ich treffe dich in suchenden Nächten, in meinem Kopf herumgeisternd. Du verwischst und vertauschst und zerwühlst sie alle, die Gedanken. Bis ich dich bitte, ja sogar anflehe mich in Ruhe zu lassen. Ich flehe mich an, dich loszulassen.
Und dabei halte ich nicht an dir fest.
Wir sind durch Fäden miteinander verknüpft. Verknüpfungen brauchen ihre Zeit, um sich zu trennen. Vielleicht ist Trennen nicht das Richtige, wenn es so schwer ist.
Die Worte zerfließen unter meinen Fingern. Hinterlassen nichts als Schatten dessen, was sie einmal sein sollten.
Zerflossen, nicht zerronnen. Eingefangen, lasse ich die Fragmente nicht entweichen, aus der geistigen Festung, die ich geschaffen habe. Mit eigenen… nicht Händen, aber Seilen. Mit Seilen aus Worten. Sie schützen die Festung. Schützen mich.
Ein Wortsalat.
Eine Buchstabensuppe.
Die haben wir als Kinder oft gegessen. Und dann wurden Spaghetti daraus, und jetzt sind es leere Versprechen, die wir schlucken müssen.
Sie rinnen nicht mehr hinunter.
Sie schmirgeln. Wie Sand.
Öffnen alte Wunden und zerreiben Hoffnung.
Die Hoffnung auf was?
Was weiß ich denn schon.
Wenn alles gesagt worden ist, die Buchstaben zu Worten wurden und die Suppe leer ist, dann bin ich angekommen.
Angekommen, wo? Am Ende?
Was weiß ich,
ich habe meines schließlich noch nicht gefunden.
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