Bunt und schwarz
Sie kannten sich. Sie kannten sich, aber nicht gut. Ob er über sie nachdachte? Das weiß ich nicht. Ob sie über ihn nachdachte? Das weiß ich auch nicht.
Er fühlte sich jedoch so allein, trotz all der Menschen, die ihn umzingelten. Leer. Konfus, wegen seiner eigenen Identität. Verlassen kann ich nicht sagen, denn er hatte ein liebevolles Umfeld. Nein, verlassen war er nicht. Und auch nicht unwichtig. Es kam ihm so fremd vor, dieses Gefühl. Er wusste nicht, was nicht mit ihm stimmte.
Doch sie, sie holte ihn hinaus. Sie zog ihn aus dem schwarzen Loch, während er noch fiel. Wie absurd sich diese Metapher auch anhört, sie stimmte. Er fühlte sich nicht mehr allein. Voller Leben, wie zuvor. Dank ihr.
Alles ist temporär. Alles. Von der Lebenszeit der Wurst aus dem Kühlschrank bis zur Lebenszeit eines Menschen. Und genauso war auch ihre Bindung, die sie zwischen ihnen empfanden. Keine romantischen Emotionen, nein. Es war einfach das Glück, diese unwiderstehliche Freude und Hoffnung, jemanden komplementären gefunden zu haben. Einen Seelenverwandten. Einen besten Freund. Eine Person. Die Person.
Die paar Monate, die vergangen sind, waren einige unvergessliche Monate. Bunte Monate. Alle Farben, außer schwarz. Grün, Orange, Gelb. Rosarot sogar. Er und sie waren einfach kompatibel, einfach füreinander geschafft worden. Das dachten sie zumindest. Denn damals war diese Vorstellung alles andere als utopisch für sie. Sie war großartig, konsumierend, leidenschaftlich.
Wie ein langes Stück am Klavier, das von einem begeisterten Pianisten gespielt wird. Ja, genau so. Mit Höhen und Tiefen und Crescendo und Diminuendo und Piano und Forte. Doch was sie damals nicht wussten, war, dass dieses lange Klavierstück, diese ihnen endlos vorkommende Leidenschaft zu Ende gehen würde. Wie es jedes Klavierstück nun auch mal tut. Und plötzlich erblickte er die Schwärze wieder. Sie berührte ihn und merkte, wie ihn diese dunkle Kälte einhüllte.
Und er fiel wieder.
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