Carpe Momentum
Was ist ein Moment wert? Was ist überhaupt ein Moment? Ein Augenblick? Eigentlich besteht das Leben nur aus solchen, doch wenn uns jemand nach einem Augenblick fragt, dann denken wir nach. Wir denken und suchen nach einem Moment, der es wert ist, beschrieben zu werden. Man wird nur nach schönen, traurigen oder bedeutsamen Augenblicken gefragt. Dabei könnte man einfach erzählen, dass man in der Nacht stundenlang wach gelegen ist. Keine Bewegung. Kein Windhauch. Kein Wort. Nur ein Moment. Ein Moment, der nichts zu bedeuten hat. Oder?
Doch genau diese Stunden, in denen man nur liegt und das einzige, das man hört, die eigenen Gedanken sind, sind oft wichtiger als alles andere. Genau in diesen Nächten lernen wir uns selbst kennen. Wir können so besser herausfinden, wer wir sind, was wir wollen und was wir in unserem wirklichen Leben gerade falsch und was richtig machen. Doch von diesen Momenten erzählen wir nicht. Sie sind zu echt. Menschen wollen nichts Echtes hören oder wie es ist ein Mensch zu sein. Sie wollen nicht hören, dass wir uns alle so ähnlich sind und das Gleiche durchmachen. Alles, was sie hören wollen, sind falsche und gestellte Augenblicke, die sie amüsieren. Die sie selbst erleben wollen. Das alles wollen sie hören, nur um selbst von diesen perfekten Momenten zu träumen. Genau in diesen Nächten, die ich zuvor erwähnt habe.
Ich dachte schon oft, ich würde einen perfekten Moment erleben. Entweder Stunden bevor es passieren sollte oder auch nur einige Sekunden davor. Doch er ist nie eingetroffen. Natürlich werde ich noch ein paar Momente haben, die ich als "perfekt" beschreiben werde. Aber diese Traumvorstellungen werden normalerweise nie wahr.
Liebende Augen auf mich gerichtet. Ich freue mich nicht. Wieso freue ich mich nicht?
Eine Hand liegt gegenüber von mir. Sie gehört zu einem wichtigen Menschen. Mir wird eine persönliche Geschichte erzählt. Mir schießen Tränen in die Augen. Die Hand. Wieso halte ich sie nicht?
Eine große Kiste aus Holz, bedeckt mit Blumen, sie steht genau vor mir. Sie hält den Körper einer geliebten Person. Wichtig für mich. Sehr wichtig. Doch ich weine nicht.
Wieso weine ich nicht?
Meine Emotionen scheinen aufgebraucht. Ich nutze meine Augenblicke nicht. Der perfekte traurige, glückliche oder bindende Moment hätte mir längst passieren können. Denn selbst über wahre Trauer und das Zulassen seiner Gefühle kann man sich freuen.
Doch ich lasse selbst die Glücklichen kaum zu. Ich bin mir sicher, dass sich einige Menschen so fühlen. Ich habe Angst zu gewinnen und Angst zu verlieren. Doch irgendetwas muss eintreten. Was auch immer, das liegt ganz bei uns. Es liegt ganz daran, was wir aus Augenblicken machen. Und ob daraus Augenblicke werden, von denen wir uns nicht satt reden können.
Timing ist alles und ohne die korrekten Handlungen verbrauchen wir Momente, die unser ganzes Leben kontrollieren könnten. Verpasste Chancen kontrollieren unser Leben oft mehr als genutzte.
Ich möchte keine Chance mehr verpassen.
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