Cholerika, die fliegende Maus
Es war einst eine kleine Maus,
die wollte fliegen lernen.
Sie holte dicke Bücher raus,
neben den Mittagskernen.
So saß sie da, ins Buch vertieft,
jaja, Aerodynamik,
daher kam nun ein Löwe, rief
„Ich glaube ich krieg Panik,
du kleine Maus liest DIESES Buch? !
Ach schaust die Bilder an!“
Aus Mauses Mund kam derber Fluch:
„Du weißt nicht, was ich kann!
Hab einen Doktor in Astrophysik,
du wirst es schon noch sehen,
wenn ich zu den Sternen flieg!“
Sprachs und will dann gehen.
Löwe erdreistet sich zu lachen,
er nimmt die Maus nicht ernst.
„Mach nur deine Sachen,
wie du Kleines meinst…“
Die Maus ist wütend,
das mag sie nicht,
dieser Angeberbrüller, blödes Goldmähnengesicht.
Die Schwerkraft besiegen,
ich zeigs ihnen allen,
ich werde nicht fallen.
Maus fängt an, Federn zu bringen,
alles systematisch, natürlich.
Ein Hase beginnt, hinterher zu springen
und kichert ungebührlich.
„Du dumme Maus,
was machst du denn da?
Dachschindeln für dein Haus?“
„Wer ist hier dumm“, sagt Maus „Haha
Ich leb in einem Loch!
Die Federn tragen mich ganz schnell,
bald zu den Sternen hoch.“
Der Hase, er ist nicht sehr hell,
fängt an, Haken zu schlagen
und zu lachen, widerlich.
Der Maus schlägts auf den Magen.
Das ist wirklich hinderlich.
Die Maus ist wütend,
das mag sie nicht,
diese Hasenzähnigkeit, dieses Langlöffelgesicht.
Die Schwerkraft besiegen,
ich zeigs ihnen allen,
ich werde nicht fallen.
Maus muss sich beruhigen,
sie mischt Kleber aus Leinsamen.
Wer sie kennt kann bezeugen:
Gerecht wird sie ihrem 2. Namen.
Der 2. Name ist Cholerika.
Ihr wisst was das heißt.
Ein Adler fliegt über sie da,
hält inne und kreischt.
„Ich seh wohl nicht richtig,
die Federn sind doch von mir!“
Maus sagt: „Das ist wichtig,
fliegt besser als Papier.“
„Das ist wahr“
Der Adler plustert sich auf
„Ich bin wunderbar!
Aber wozu die Federn zuhauf?“
„Ich baue mir Flügel, will fliegen, wie der Wind“
Der Adler lacht dämlich
„Das glaubt doch kein Kind!“
Ein Dummkopf ist er nämlich.
Der Adler fliegt nach West,
es sieht schlecht für ihn aus.
Die Maus wünscht ihm Pest,
Tod wünscht sie seinem Haus.
Die Maus ist wütend,
das mag sie nicht,
dieser Aasgeier, Federkrätzegesicht.
Die Schwerkraft besiegen,
ich zeigs ihnen allen,
ich werde nicht fallen.
Fast rot ist der Kleinen Gesicht vor Wut,
sie klebt die Federn zusammen geschickt,
sie kann was sie tut,
vor Unerwartetem sie nie erschrickt.
Sie ist immer noch Doktor,
die andern werdens bereu’n.
Sie stellt sichs im Kopf vor.
Sie wird ihnen verzeih’n.
Die Flügel sind fertig,
die Maus geht auf den Berg.
Alle finden sie herzig,
nur weil sie ist ein Zwerg.
Doch davon jetzt genug,
alle werden sie staunen,
wenn der Wind die Maus trug,
zwischen Wolken wie Daunen.
Genug hat die Maus, genug,
Unterschätzung ist vorbei,
die Maus kennt es, nur Trug.
Es ist ihr einerlei.
Sie wird niemals fallen,
sie zeigts ihnen allen.
Sie wird fliegen, mit Flügeln,
über Wäldern, über Hügeln.
Die Maus geht in die Geschichte ein.
So ist es und so soll es sein.
Wenn dus nicht glaubst bist selber schuld,
wie Hase, Adler und Löwe.
Es gibt sogar einen Cholerika-Kult,
und Souvenirshops, geführt von einer Möwe.
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